Beobachte aufmerksam deine Bewegungsgewohnheiten. Werde dir deiner Lücken in der Koordination bewusst und verbessere sie. Dieser Prozess führt zu einer verbesserten Bewegungskoordination und kann langfristig Schmerzen reduzieren oder eliminieren. Diese Gedanken hatte ich einst in Seattle während der Feldenkrais Ausbildung. Aber halt, Koordination??? Was ist das genau?
Was ist denn eigentlich Koordination?
Der Begriff "Koordination" bezeichnet das harmonische Zusammenspiel von Nervensystem, Muskulatur und Sinnesorganen, das für präzise, fließende Bewegungen sorgt. Neben Kraft, Schnelligkeit, Flexibilität und Ausdauer ist Koordination eine der fünf grundlegenden sportmotorischen Fähigkeiten. Sie ist jedoch nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag essenziell – etwa beim Aufstehen, Kochen oder Gehen.
Beispiele:
- Im Alltag: Gehen, Kaffee kochen, sich anziehen.
- Im Beruf: Tätigkeiten wie Gärtnern, Musikspielen oder Unterrichten.
- In der Freizeit: Tanzen, Klettern oder andere Bewegungsaktivitäten.
Und wie wird Koordination definiert?
Laut Meinel und Schnabel (2018), zwei Experten auf diesem Gebiet, setzt sich Koordination aus mehreren spezifischen Fähigkeiten zusammen:
- Differenzierungsfähigkeit: Präzise Kraft- und Bewegungssteuerung.
- Orientierungsfähigkeit: Wahrnehmung der Körperlage im Raum.
- Rhythmisierungsfähigkeit: Timing und Bewegungsrhythmus.
- Kopplungsfähigkeit: Koordination von Teilbewegungen.
- Reaktionsfähigkeit: Schnelle Anpassung an äußere Reize.
- Umstellungsfähigkeit: Flexibles Anpassen an neue Anforderungen.
- Gleichgewichtsfähigkeit: Stabilität in Ruhe und Bewegung.
Das ist ja mal eine ordentliche Liste…, na ja, mir kommt da wieder mal Feldenkrais in den Sinn. Lass uns mal in die Vision und Propriozeption hinein gehen.
Vision und Propriozeption
Das visuelle System hilft uns, die Position von Objekten im Raum in Bezug auf unseren Körper zu erfassen. Es besteht aus:
- Fovealem Sehen (Detailsehen): Scharfe Wahrnehmung eines kleinen Bereichs, ähnlich wie eine Lupe.
- Peripherem Sehen: Wahrnehmung von Formen, Licht- und Farbunterschieden im Umfeld.
Mache dazu gerne mal eine Übung:
- Fokussiere im Park oder Zuhause ein Objekt, z. B. einen Ast.
- Nimm die Details (foveales Sehen) wahr.
- Achte gleichzeitig auf die Umgebung, die verschwommen bleibt (peripheres Sehen).
- Und!!! achte mal darauf, wenn du nur eines fokussierst (den Ast = foveal) und dann die ganze Umgebung wahrnimmst (peripher), wie schnell du wechseln kannst.
Die Propriozeption, auch Eigenwahrnehmung genannt, ermöglicht uns, die Position und Bewegung unseres Körpers im Raum zu spüren. Sie wird gesteuert durch:
- Das vestibuläre System (Innenohr): Wahrnehmung von Gleichgewicht und Drehbewegungen.
- Taktile Rezeptoren (Haut): Berührungswahrnehmung.
- Kinästhetische Rezeptoren (Muskeln): Empfinden von Muskelspannung und Bewegungen.
Und dazu auch mal eine Übung:
- Stelle dich barfuß, hüftbreit auf den Boden.
- Schließe die Augen und nimm deine Körperbewegungen wahr.
- Balanciere auf einem Bein und beobachte, wie lange du stabil bleiben kannst.
Das ist wirklich cooles Zeug. Ich nannte es in der Vergangenheit den blinden Samurai. Na ja, blind ist er ja nicht, aber er versucht, seine Augen nicht zu benutzen, um sich voll und ganz auf den Körper einzulassen. Vielleicht denkst du, ist ja alles gut, aber wozu soll ich das machen?
Welche Verbesserungen kannst du erwarten?
Die Übungen fördern sowohl deine Bewegungskoordination als auch dein Körperbewusstsein:
- Visuelles System: Gesteigerte Wahrnehmung von Farben, Formen und Bewegung.
- Koordination: Verbesserte Orientierungs- und Differenzierungsfähigkeit.
- Gleichgewicht: Stärkeres dynamisches und statisches Gleichgewicht.
- Neuromuskuläre Entspannung: Verbesserte Zusammenarbeit von Augen und Körper führt zu einem entspannten Bewegungszustand.
Fazit
Die beschriebenen Übungen können dich dabei unterstützen, deine Koordination ganzheitlich zu verbessern – sowohl für sportliche Aktivitäten als auch für alltägliche Bewegungen. Dabei werden nicht nur die Bewegung selbst, sondern auch deine Sinneswahrnehmungen geschärft.
Oder ganz anders, willst du so cool sein wie die Möwe, wirklich, na dann auf. Mach es wie die Möwe! Und um sich der Möwe anzunähern, hier mal gleich eine Audiolektion. Keine Sorge, die ist kurz. 😉
Literatur:
- Meinel, Kurt & Schnabel, Günter (2018). Bewegungslehre Sportmotorik: Abriss einer Theorie der sportlichen Motorik unter pädagogischem Aspekt. Aachen: Meyer & Meyer Verlag
Bilder:
- Foto von Sarah Kilian auf Unsplash