Egal wo wir hingehen, wir nehmen uns immer mit auf diese Reise. Wie im Artikel "Nicht Flucht, sondern Einsamkeit annehmen" bereits erwähnt, ist es egal, wo wir hingehen, was wir tun, unser Selbst ist immer dabei. Jetzt stellt sich vielleicht die Frage, ob wir bei dieser Reise lieber ein Hamster oder Sisyphos wären.
Ich spiele dabei auf die Metapher vom Hamster im Hamsterrad und den Mythos des Sisyphos von Albert Camus an. Den Menschen in Westeuropa geht es im großen und ganzen gut und dennoch scheint eine weitverbreitete Unzufriedenheit die Gemüter zu beherrschen. Trotz der Errungenschaften der heutigen Medizin, Naturwissenschaften und der Technik, strampeln sich viele Menschen im immer gleichen Trott ab. Diese Routine mag vielleicht irgendwann die Vorstellung vermitteln, dass dieses ganze Tun keinen Sinn hat. Und was nun? Der Hamster im Hamsterrad, seiner sinnentleerten Arbeit ausgeliefert, hat nun eine Chance. Diese sinnentleerte Arbeit auszuweiten, um sich gar nicht mehr spüren zu müssen. Das genau stellt den inhärenten Reiz des Hamsterrades dar.
Im Gegensatz zum Hamster im Hamsterrad, welcher seiner sinnentleerten Routine nachgeht, ergeht es Camus ́ Sisyphos ganz anders. Sisyphos wurde von den Göttern dafür bestraft, dass er den Tod eingefangen hatte. Er musste von nun an einen Stein einen Berg hinauf rollen. Fast am Ziel angekommen, entglitt ihm der Stein wieder und er musste von vorne beginnen. Dieses Leben mag ebenso sinnlos erscheinen, als das Leben des Hamsters. Dadurch aber, das Sisyphos ein gewisse Distanz gegenüber dieser Tätigkeit hat, schafft er es seine Würde gegenüber sich selbst bei dieser Tätigkeit aufrechtzuerhalten. Wie könnte Sisyphos diese Distanz nun erreichen? Durch die Vergegenwärtigung des Todes schafft es Sisyphos seinem Leben Sinn und Tiefe zu verleihen. Diese Vergegenwärtigung geht mit einer Erkenntnis einher, nämlich, dass das Leben lebenswert ist. Nachdem er den Stein nach oben gerollt hat, was der Arbeit entspricht, rollt dieser sogleich wieder hinunter und Sisyphos muss von neuem beginnen. Der Weg nach unten könnte als Muße interpretiert werden, in der Sisyphos über das vergangene nachsinnen kann. Auch diese vermag ihm eine gewisse Distanz geben. Anders als beim Hamster, besteht Sisyphos ́ Arbeit im Selbstzweck. Sisyphos macht dies nur für sich, im Gegensatz zum Hamster, welcher sich für einen äußeren Zwang abringt.
Um nicht als Hamster zu enden, so begebe sich der freie Mensch ins Leben hinein, nachdem er das immer gleiche fortwährend hingenommen hat. Dieser Mensch hat Gegebenes akzeptiert, was nicht in seiner Hand liegt und dennoch nimmt er aktiv und gestalterisch an all den Gegebenheiten teil, welche in seiner Hand liegen. Das Geheimnis liegt anfangs im Losgehen und später dann im Weitergehen.
Losgehen und Weitergehen. Wie funktioniert das jetzt? Weitere Anregungen findest du hier:
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