Wir können vor ganz vielen Dingen fliehen, vor dem Regen, vor einer Spinne, vor einem Angriff, vor einer einsamen Insel, vor uns selbst. Stop! Das letzte hörte sich nicht wirklich so gut an. Können wir wirklich vor uns fliehen? Wie würde das aussehen, außer das wir in eine extreme Geschäftigkeit verfallen. Blaise Pascal sagte dazu folgendes:

“Alles Unglück der Menschen kommt davon her, daß sie nicht verstehn, sich ruhig in einer Stube zu halten.” (Kagge, 2018, S. 44)

Der Mensch flieht vor sich selbst, da er sich selbst nicht aushält. Jetzt besteht natürlich die Möglichkeit permanent zu fliehen, um der inneren Unruhe zu entrinnen. Es nützt nur nichts, denn egal wo wir hingehen, egal was wir tun, unser Selbst nehmen wir ständig und überall hin mit. Diese innere Unruhe ist ein unglaublich starker Motivator. So mag es aussehen, als wenn Menschen, getrieben von innerer Unruhe, extrem beharrlich und erfolgreich wirken. Das kratzt lediglich an der Oberfläche, denn hinter dieser verstecken sich sehr oft irgendwelche Zwänge, von denen diese Menschen dann versuchen irgendwie wegzurennen.

Diese ständige Flucht gibt dem Leben eine ganz andere Note, einen ganz anderen Geschmack. Schmeckt dir eine extrem versalzene Suppe? Nein. Mir auch nicht. Vielleicht wäre dieses Leben mit dieser Suppe zu vergleichen. Diese ständige Flucht, das ständige Suchen nach Ablenkung findet meistens im Außen statt. Es mag Menschen geben, welche nach Innen fliehen, hinein in den Kopf, hinein in endlose Rumination. Ob dies etwas bringt ist auch sehr fragwürdig.

Es scheint mir doch sehr angebracht, mich von Zeit zu Zeit in der Muße zu üben. Keine Tätigkeit im weltlichen Sinne, eher etwas kontemplatives. Es mag ja auf dem Wohnzimmersessel möglich sein, oder am Boden liegend, es muss nicht gleich das Kloster für sechs Monate sein. Kloster hin oder her. Wir wissen ja bereits, egal wo wir hingehen, wir nehmen uns immer mit auf diese Reise, sei es die Toilette oder Thailand. Und dabei, bei dieser Reise, findet einer dann ganz interessante Dinge heraus, unter der Voraussetzung wirklich ruhig zu bleiben, sich dem gegenwärtigen Moment hinzugeben und sich seiner selbst gewahr zu sein. Vielleicht passiert dann etwas wunderbares. Vielleicht passiert es, das wir dann die Einsamkeit annehmen, Stück für Stück.

Es mag andere Menschen geben, welche einfühlender sind und sich infolge besser in mich hineinversetzen können. Stimmen letzten Endes ihre Interpretationen? Es kommt darauf an. Wir wissen es nicht.

Die Einsamkeit bleibt bestehen…

Der Blick der Anderen auf unser Leben mag helfen. Der Blick als Lichtkegel, welcher unser Leben beleuchtet, und zwar von immer neuen Winkeln. Jeder Mensch stellt einen Lichtkegel dar, welcher täglich neu ist. Das gibt eine ungemeine große Anzahl von Beleuchtungen. Das gibt Hoffnung, dankbar zu sein für Beleuchtungen, welche einem Menschen weiterhelfen.

Die Einsamkeit bleibt bestehen…

Dem Anderen unser Leben näher zu bringen gelingt also nur bedingt. Es bleibt immer ein kleiner Rest übrig, welcher nicht in Sprache fassbar ist. Nicht die Begrenzung der Sprache oder die eigene Unfähigkeit einer begrenzten Sprache sind die Gründe, sondern die eigene Begrenzung alles verstehen zu können bleibt als letzter Rest übrig. Der Mensch, das Leben, die Welt ist zu komplex, als das wir alles zusammen und immer verstehen.

Die Einsamkeit bleibt bestehen…

Nur ich stecke in meiner Haut, sonst niemand.
Nur ich weiß, was ich denke, sonst niemand.
Nur ich fühle, was ich fühle, sonst niemand.
Nur ich lebe mein Leben, sonst niemand.
Nur ich kann bei mir sein... mich aushalten. Mich dieser Einsamkeit stellen!

Literatur:

  • Kagge, Erling (2018). Stille. Ein Wegweiser. Berlin: Insel Verlag

Bilder: