Ganz ehrlich, mich interessiert das Seufzen und es ist heute auch in aller Munde. Es wird viel darüber gesprochen. Sehr viel. Dies hier soll eine kurze Annäherung sein. Generell kann ich sagen, immer wenn ich in der Vergangenheit seufzte, hörte ich vom Außen, “jetzt tue doch nicht so”, oder “anstrengend, oder”. Mir ging dies ziemlich auf die Nerven. Die kommentarlustige Freude meiner Mitmenschen. Aber, was die nicht wissen, ist was ich weiß und was du jetzt auch gleich wissen wirst. Neugierig?

Was ist es denn nun, das Seufzen? 

Es ist eine gute Methode, den Parasympathikus anzufeuern. Kurz und knapp bedeutet dies, einmal tief einatmen, dann noch einmal kurz und noch tiefer einatmen, dann langsam ausatmen. Je langsamer du ausatmest, desto stärker fällt die Aktivierung des Parasympathikus aus. Dies ist der Fall aufgrund des zweiten Einatmens. Dieses zweite Einatmen kommt in unserer alltäglichen Atmung nicht vor und sorgt somit bei dieser Methode zu einem stärkeren Fokus auf die Atmung. Dieses zweite kurze tiefe Einatmen rekrutiert noch mehr Alveolen in der Lunge und verbessert somit den Gastausch in der Lunge. Was können wir hier festhalten? Seufzen verbessert den Gasaustausch in der Lunge.

So schreibt Speads (1978), Seufzen stellt einen Hilfsmechanismus dar, zusammen mit dem Anheben der Schultern, um eine zugvorhergehende flache Atmung zu unterbrechen, um die Atmung wieder auf einen Minimumstandard zu bringen. Dieses Seufzen kann spürbare Linderung mit sich bringen, welche dann in eine entspannte Zwerchfellatmung übergehen kann. Was können wir hier festhalten? Seufzen bringt die Atmung wieder auf einen Minimumstandard.

Und Hammer (2020) sieht Seufzen als eine Stressunterbrechung, welche das einengende und gleichförmige Atemmuster unterbricht, um wieder variabler im Atemmuster zu werden. Durch diese kurze Atemintervention entsteht ein körperliches Gefühl von Freiheit in der Atmung. Hammer empfiehlt dabei den Seufzer absichtlich zuzulassen und ihn von Kopf bis in die Zehen durch den Körper fließen zu lassen. Dies mehrere Male und eine tiefe Entspannung stellt sich ein. Was können wir hier festhalten? Seufzen ist eine Stressunterbrechung welche mit einem positiven körperlichen Gefühl einhergeht.

Ergo, Seufzen ist ein natürlicher Regulationsmechanismus. Es gibt dem Nervensystem eine Information, dass etwas abgeschloßen ist, dass etwas zu Ende ist. Nun darf Entspannung eintreten. Stelle dir vor, Pferde machen so etwas, Hunde, Katzen, und die anderen auch… Es geht um den Abschluss eines Prozesses. 

Studien konnten belegen, dass das beim Ausatmen fokussierte Seufzen im Vergleich zur Achtsamkeitsmeditation zu einer stärkeren Verbesserung der Stimmung und einer Verringerung der Atemfrequenz führt (Balban et al., 2023). Die Autoren empfehlen tägliche 5 Minuten zu seufzen als wirksame Übung zur Stressbewältigung.

Seufzen hat auch eine wichtige emotionale Komponente. Wir sprechen ja nicht nur via Sprache, sondern auch via Körpersprache. Körpersprachlich sind Gesten, Mimik oder Lautäußerungen, wie das Weinen, Schreien oder Seufzen. Wenn man jetzt die kulturellen Unterschiede beiseitelässt, ermöglichen es viele Lautäußerungen, über mehrere Sprachräume (z.B. Chinesisch und Spanisch) zu kommunizieren. Es braucht nicht die gleiche Sprache. Durch das Seufzen können Gefühle ausgedrückt werden. So könnte ein Seufzen auf dem negativen Spektrum Frustrationsintoleranz ausdrücken, nicht mehr zu können, nicht mehr zu wollen, aufgrund von Traurigkeit, Frust, Stress, etc. Es könnte aber auch ein Zeichen der Erleichterung darstellen, eine schwierige Aktivität beendet zu haben (Li & Yackle, 2017).

Polyvagal betrachtet ist Seufzen ein natürlicher Regulationsvorgang, der den sympathischen Erregungszustand abschließt, so dass der Organismus wieder entspannen kann. Durch diese kurze Atemintervention werden Beckenboden, Zwerchfell und der Übergang zur Schädelbasis durchlässiger. Das vermag Müdigkeit zu reduzieren und das Selbstbewusstsein ansteigen. Und, brauchst du noch mehrere Gründe, ein paar richtig schön tief zu seufzen?

Literatur:

  • Balban, M. Y., Neri, E., Kogon, M. M., Weed, L., Nouriani, B., Jo, B., Holl, G., Zeitzer, J. M., Spiegel, D., & Huberman, A. D. (2023). Brief structured respiration practices enhance mood and reduce physiological arousal. Cell reports. Medicine, 4(1), 100895. https://doi.org/10.1016/j.xcrm.2022.100895
  • Habib, Navaz (2024). Uprgarde your vagus nerve. Berkeley: Ulysses Press
  • Hammer, Cornelia (2020). Im Körper zu Hause sein. Mit Zapchen Somatisch zu Leichtigkeit und Wohlbefinden. Heidelberg: Carl-Auer Verlag
  • Li, P., & Yackle, K. (2017). Sighing. Current biology : CB, 27(3), R88–R89. https://doi.org/10.1016/j.cub.2016.09.006
  • Speads, Carola (1978). Ways to better breathing. Rochester: Healing Arts Press

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