Brillenwechsel statt Gedankenkarussell

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Vielleicht haben Tagträumen und Brillenwechsel mehr gemeinsam haben, als du denkst. Dein Gehirn kann in der Tat ein kleiner Rebell sein. Kennst du das? Du sitzt gemütlich auf dem Sofa, die Katze schnurrt neben dir, und plötzlich schweifen deine Gedanken ab. Du stellst dir vor, wie es wäre, ein Rockstar zu sein, oder vielleicht ein professioneller Faultierzüchter. Doch bevor du die Weltherrschaft über die Faultierzucht an dich reißen kannst, holt dich ein leises Magenknurren in die Realität zurück: Das Abendessen wartet noch auf dich. Klingt vertraut?

Du bist nicht allein! Laut einer Studie von Matthew A. Killingsworth und Daniel T. Gilbert  (2010) mit dem vielsagenden Titel „A Wandering Mind Is an Unhappy Mind“ neigt unser Gehirn dazu, ständig auf Abwege zu geraten – und das macht uns nicht gerade glücklicher.

Eine App enthüllt die Geheimnisse des Gedankenwanderns

Die beiden Forscher hatten eine clevere Idee: Sie entwickelten eine iPhone-App, um Menschen in ihrem Alltag zu befragen, was sie gerade tun und woran sie denken. Die Ergebnisse waren überraschend. In fast 47 Prozent der Fälle schweiften die Gedanken der Teilnehmer ab, und interessanterweise waren sie dabei weniger glücklich – selbst dann, wenn sie an angenehme Dinge dachten.

Du denkst jetzt vielleicht: Aber wenn ich während der Arbeit an den Strand in der Karibik denke, muss das doch glücklich machen? Leider nein. Die Studie zeigt, dass wir glücklicher sind, wenn wir uns auf die Gegenwart konzentrieren, selbst wenn diese Gegenwart aus Spülen, Putzen oder einem anderen vermeintlich langweiligen Alltag besteht.

Warum wir uns mit Tagträumen selbst im Weg stehen

Unser Gehirn ist ein Meister des Abschweifens. Es denkt über die Zukunft nach, grübelt über die Vergangenheit oder malt sich wilde Fantasien aus. Doch genau dieses Umherschweifen macht uns unzufrieden. Statt den Moment zu genießen, verlieren wir uns in Gedanken – und verpassen die kleinen Freuden des Alltags.

Hier kommt der entscheidende Punkt: Wenn du dich bewusst auf das konzentrierst, was du gerade tust, kannst du deine Stimmung verbessern. Selbst das scheinbar banalste Alltagsritual kann dir Freude bereiten, wenn du es achtsam und mit voller Aufmerksamkeit machst. Also ich sortierte soeben Papier. Da standen verschiedenste Dinge drauf, das ist ja ein Ding. Dann war ich fertig und echt glücklich. Wie das denn?

Die Sache mit dem Brillenwechsel

An dieser Stelle lohnt sich ein Blick auf das Konzept des Brillenwechsels, das ich in meinem Artikel Brillenwechsel beschreibe. Die Idee dahinter ist simpel, aber kraftvoll: Deine Sichtweise – also die metaphorische Brille, durch die du die Welt betrachtest – hat einen enormen Einfluss auf dein Wohlbefinden.

Manchmal trägst du vielleicht die Brille des Perfektionismus oder der Sorge. Was wäre, wenn du sie gegen eine Brille der Neugier oder Dankbarkeit tauscht? Plötzlich wird die Welt bunter, und das Spülen des Geschirrs verwandelt sich in einen meditativen Moment. Meine Botschaft: Wechsle die Brille und du brauchst keine Pille!

Wie du dein Gedankenkarussell stoppen kannst

Wenn du merkst, dass dein umherschweifender Geist dich unglücklich macht, kannst du aktiv dagegensteuern. Hier ein paar Tipps, um präsenter zu sein:

  1. Achtsamkeit üben: Richte deine Aufmerksamkeit bewusst auf das, was du gerade tust. Spüre das warme Wasser beim Abwasch oder höre das leise Summen des Staubsaugers. Ich besorgte mir extra einen von Kärcher (oh meine Güte, war das jetzt Werbung, nein, keineswegs…). Der brummt echt cool.
  2. Gedanken bewusst lenken: Wenn du dich beim Tagträumen ertappst, bringe deine Gedanken sanft zurück in die Gegenwart. Sag dir: Was zählt, ist jetzt.
  3. Brillenwechsel ausprobieren: Frage dich: Welche Perspektive könnte mir gerade helfen? Vielleicht hilft dir die Brille der Dankbarkeit, das Chaos in deiner Küche als Zeichen eines lebendigen Zuhauses zu sehen. Andere sagen dazu “kreatives Chaos”. Ich sage, solange es nicht wegläuft, ist noch alles gut. 😉

Glück in kleinen Momenten finden

Die Forschung zeigt uns: Glück ist keine große, unerreichbare Sache. Es versteckt sich in den kleinen Momenten des Alltags, wenn du bereit bist, sie wahrzunehmen. Und wenn du gelegentlich deine Brille wechselst, wirst du feststellen, dass selbst die unspektakulärsten Aufgaben ein kleines Abenteuer bereithalten.

Also, bleib präsent, probiere neue Sichtweisen aus und erinnere dich: Ein umherschweifendes Hirn sammelt kein Glück!

Literatur:

  • Killingsworth, M. A., & Gilbert, D. T. (2010). A wandering mind is an unhappy mind. Science (New York, N.Y.), 330(6006), 932. https://doi.org/10.1126/science.1192439

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