„Ich will immer mehr davon,“ dachte ich, als ich wieder einmal durch die Straßen schlenderte und diese besondere Atmosphäre nähe der Isar in München spürte. Da war er wieder, der Funken, der in mir entzündet wurde, ein leises, aber beständiges Gefühl, das sich in jedem Moment meiner Seele ein wenig mehr einnistete. Einnistete, in meinem Verlangen. Diese Art von Verlangen kannte ich, und vielleicht genau deshalb fühlte ich mich ihr so verbunden. Sie rief nach etwas, das tiefer lag – ein Verlangen, das ich noch nicht vollständig benennen konnte. Ich konnte nicht genau sagen, wann es angefangen hatte, aber es war klar, dass es nun immer mehr Raum einnahm. Das Leben hatte plötzlich eine neue Dimension bekommen, wenn auch eine triste Dimension. Die Farben, die Geräusche, sogar der Geruch der Luft waren intensiver, aber nicht lebendiger. Und diese Lebendigkeit rief in mir das Gefühl hervor, dass da noch so viel mehr war, und dann plötzlich, knallte wieder der Korken und ich setzte an. Der Tag hatte noch nicht begonnen und zugleich fühlte er sich schon wieder beendet an.

Es muss nicht der Korken der Weinflasche sein, es darf der Joint sein, das Blinken eines Spielautomaten, etc. Die Regulation scheint nicht mehr zu funktionieren. Genau jetzt, wo sie so dringend gebraucht wird.

Selbstregulation, was ist das eigentlich genau, und, warum ist es wichtig? Selbstregulation kommt dann ins Spiel, wenn unter anderem ein Verlangen nach einer Tätigkeit bzw. einem Objekt gesundheitliche Schäden oder ethische Dilemmata mit sich bringt. Verlangen jedoch ist etwas ganz menschliches. Menschen erfahren es jeden Tag. Essen, Trinken, Schlaf, Sex, soziale Einbindung etc. Manche Verlangen sind erworben wie z.B. Alkohol, Zigaretten, Medienkonsum. Meist sind Verlangen gutartig, funktional und evolutionär adaptiv, doch manchmal ist dies nicht der Fall.

Um dies am Beispiel eines Alkoholikers festzumachen, welcher sich seines Verlangens vollkommen bewusst ist, es dennoch nicht unterlässt und im betrunkenen Zustand noch der Meinung ist, mit dem PKW nach Hause fahren zu können, legt die Wichtigkeit von Selbstregulation zugunsten eines reibungslosen Funktionierens dar.

In den USA sind ungefähr 40 Prozent der Todesfälle pro Jahr auf dysfunktionales Verhalten, im Speziellen wie Menschen mit Verlangen nach ungeschützten Sex, Drogen, Alkohol, ungesunder Nahrung umgehen, zurückzuführen (Schroeder, 2007). Verlangen stellt kein kurzfristiges Unterfangen dar, sondern hat langfristige Auswirkungen, weswegen es sinnvoll ist, Verlangen als ein affektives und motivationales Phänomen zu sehen. Verlangen aus dieser Sicht betrachtet, eröffnet ein ganz neues Set an Fragen, welche darauf abzielen problematische Verlangen besser zu regulieren und langfristige zuträgliche Gewohnheiten aufzubauen.

Was ist eigentlich ein Verlangen und wie entsteht es?

Verlangen kann sich auf unzählige Wünsche beziehen. Hier schränken wir uns auf Verlangen ein, welche uns motivieren, uns bestimmten Stimuli in unserer Umgebung anzunähern und uns mit bestimmten Tätigkeiten zu beschäftigen, welche eine verhältnismäßige und unverzügliche Befriedigung darbieten. Diese Verlangen haben ihre Wurzeln in entweder physiologischen Bedürfnissen, wie z.B. Essen, Trinken, Sex, Schlaf, etc., oder in erworbenen Bedürfnissen, wie z.B. Zigaretten, Medienkonsum, Alkohol.

Verlangen kommt ja meist nie allein, sondern ist eng verbunden mit der Emotion. Daher besteht zwischen Verlangen und Emotionen eine gewisse Analogie, denn auch Verlangen ist ein vielseitiges Phänomen, welches affektive, motivationale und kognitive Komponenten beinhaltet.

Affektive KomponenteGekennzeichnet durch ein Gefühl des Wollens.

Hat ihren Ursprung im Wert der Belohnung, welcher vergangene positive Erfahrungen antizipiert und in einen positiven Affekt ummünzt.
Motivationale KomponenteGekennzeichnet durch vorbereitende und motivierende Handlungen.

Hat ihren Ursprung im Versprechen von Zunahme an Lust bzw. Abnahme von Unlust.
Kognitive KomponenteGekennzeichnet durch aufdringliche Gedanken bezüglich des Objektes des Verlangens.

Beinhaltet Erwartungen der Konsequenzen beim Ausführen des Verlangens und die Erreichbarkeit des angestrebten Verlangens. Beinhaltet ausserdem Fantasien, verzerrte und/oder voreingenommene Wahrnehmungen. Boykottiert Selbstregulation durch Verdrängung gegensätzlicher mentaler Repräsentationen.
Komponenten des Verlangens

Es besteht ein komplexes Wechselspiel zwischen Stimuli in der Umwelt und den inneren Anlagen eines Individuums, z.B. Bedürfnisse, persönliche Geschichte, physiologische Erregungszustände etc. Das Verlangen entsteht relativ automatisch, sofern die Belohnungssysteme im Gehirn Stimuli im Umfeld bewerten und mit internen Zuständen abgleichen. Von starken Verlangen sprechen wir dann, wenn der Stimulus vorhanden und salient (salient = ins Auge springend, bedeutsam) ist, der dazugehörige innere Zustand hoch ist und eine längere Geschichte von Belohnungserfahrungen bezüglich dieses Stimulus vorliegt. Unter Beeinflussung von Alkohol und/oder Ego Depletion werden Verlangen aller Arten verstärkt wahrgenommen.

Bei näheren Interesse zum Ego Depletion Model, kannst du folgenden Artikel lesen: Willenskraft – Fluch oder Segen?

Fazit: Verlangen, ein zweischneidiges Schwert

Verlangen ist ein zweischneidiges Schwert, zumal es zum einen ein evolutionär alter Hauptmotivator ist, welcher das Überleben des Einzelnen und der Art sicher stellte, und zum anderen durch die ungezügelte Ausführung nicht nur selbstzerstörerisch wirken kann, sondern auch mit gesellschaftlichen Regeln in Konflikt steht. Schon aus dem zweiten Grund alleine, ist es eine Voraussetzung, Selbstregulation zu Gunsten eines ethischen Miteinanders in einer Gemeinschaft/Gesellschaft zu kultivieren, ganz nach dem Aphorismus von Oliver Wendell Holmes:

“The right to swing my fist ends where the other man ́s nose begins.”

Jetzt mögen in einer Gesellschaft religiöse, juristische und Bildungssysteme bestehen, welche Normen des guten Verhaltens vorgeben und diejenigen bestrafen, welche die Normen verletzen. Zusätzlich zu diesen Normen bestehen moralische Prinzipien, wie Fürsorge, Fairness, Treue, Autorität, Heiligkeit und Ehrlichkeit, welche dazu beitragen ein ethisches gutes Leben zu führen, für eine friedvolle Koexistenz. Neben diesen verschiedenen Systemen und moralischen Prinzipien stellt Selbstregulation den wichtigsten Regulator des eigenen Verhaltens dar. Was ist Selbstregulation eigentlich?

Was ist Selbstregulation – Emotionsregulation?

Selbstregulation kann als ein Prozess verstanden werden, bei dem das eigene Verhalten kontrolliert und gelenkt wird, um erwünschte Gedanken, Gefühle & Ziele zu erreichen (Jonas, 2014). Wir sehen an dieser Definition, das Selbstregulation Gedanken, Gefühle und Zielen umspannt. Verdeutlichen wir dies an einem Beispiel:

Ramon möchte eine Entscheidung bezüglich seines Arbeitsplatzes treffen, steckt jedoch in ambivalenten mentalen und emotionalen Prozessen fest. Zum einen möchte er ja mehr Geld verdienen, was der neue Job verspricht, aber zum anderen würde dies auch bedeuten, anfangs eine Wochenendbeziehung mit Lisa und deren beiden Kindern zu führen. Jetzt kommen familiäre Probleme noch hinzu. Die Kinder tun sich gerade schwer in der Schule, weswegen die Gefahr besteht, ein Jahr wiederholen zu müssen, seine Frau leidet derzeit an einer Depression und befindet sich in einer sehr guten Therapie. Er selbst klagt seit zwei Jahren an immer wiederkehrenden Rückenschmerzen. Die Liste kann fortgeführt werden.

Lasse deiner Fantasie freien Lauf. Dieses Beispiel mag gar nicht so weit hergeholt zu scheinen, wo es doch in unserer heutigen Gesellschaft eher nach einem Normalfall klingen mag. In diesem Falle bekommt Selbstregulation einen ganz neuen Geschmack. Zum Thema Selbstregulation gibt es mehrere Modelle nach Frederick Kanfer (Selbstmanagement Theorie), Albert Bandura (Theorie der Selbstregulation), Walter Mischel (Belohnungs-Aufschub-Paradigma), Julius Kuhl (PSI Theorie) und Fritz Heider (Balancetheorie). Im Folgenden werden wir mit der Definition aus Jonas, 2014 arbeiten. Anbei noch einmal die Definition:

“Selbstregulation, ist der Prozess, bei dem das eigene Verhalten kontrolliert und gelenkt wird, um erwünschte Gedanken, Gefühle und Ziele zu erreichen" (Jonas, 2014).

Neben der Selbstregulation gibt es auch die Emotionsregulation. Was hat es damit auf sich? Emotionsregulation umfasst alle Prozesse, welche die spontane Entfaltung unserer Emotionen beeinflussen, also welche Emotionen wir wann haben und wie wir diese ausdrücken. Die Intensität des subjektiven Erlebens und Emotionsausdrucks können konstant gehalten werden, erhöht oder vermindert werden. Ausserdem können diese Prozesse automatisch oder kontrolliert ablaufen (Brandstätter, 2013). Wie du vorher gelesen hatten, umfasst Selbstregulation die Regulation der Emotionen, Kognitionen und Intentionen. Emotionsregulation bezieht sich, wie der Name schon sagt, lediglich auf die Emotionen.

Warum regulieren wir Emotionen?

Wir regulieren Emotionen aus hedonistischen Gründen auf einer intra-invidividuellen Ebene. Dabei versuchen wir negative Zustände zu vermeiden bzw. zu beseitigen und positive Zustände aufrechtzuerhalten bzw. herbeizuführen (Fischer, 2004). Die Emotionsregulation umfasst dabei drei Aspekte:

  1. Regulation positiver (Freude, Lust, etc.) und negativer (Trauer, Ärger, etc.) affektiver Zustände.
  2. Verstärkung/Abschwächung affektiver Zustände (Ärger über eine Person wird vor der nächsten Begegnung durch wiederholtes Denken aufrecht erhalten).
  3. Automatische vs. Kontrollierte Regulation

In der Psychologie sind Affekte nicht das gleiche wie Emotion. Aus diesem Grund eine kurze Definition von Affekten:

“Affekt ist ein intensiver aber von kurzer Dauer anhaltender Gefühlszustand mit körperlichen Auswirkungen wie Bluthochdruck, roter Gesichtsfarbe oder hohem Puls. Dies können Gefühle wie Hass, Liebe, Scham oder Angst sein. Dieser Zustand kann sich aber negativ auf die Psyche und die Handlungen des Menschen auswirken” (Stangl, 2018).

Eine Emotion, im Vergleich zum Affekt,

  • kann als eine vorübergehende Reaktion auf ein Ereignis verstanden werden,
  • die sich in spezifischen Formen des Ausdrucks (Gesicht, Stimme, Körper, Bewegung) zeigt,
  • mit physiologischen Veränderung (kardiovaskulär, endokrin, muskulär) einhergeht,
  • die Verhaltensbereitschaft (Zielorientierung, adaptives Verhalten) mit steuert,
  • und sich in der subjektiven Empfindung manifestiert (Gefühl, Kognition).
  • Überdies regulieren wir Emotionen auch auf einer inter-individuellen Ebene, d.h. im sozialen Rahmen, um somit und damit soziale Ziele zu verfolgen.

Dem zugrunde liegen drei Motivtypen, also drei Gründe, warum wir dies tun. Dabei steuern wir zum einen den Eindruck, welche andere von uns haben. Ein Beispiel wäre das Überspielen von Angst vor einer Prüfung. Zweitens dient die Regulation dazu, anderen nicht zu schaden, sondern ihnen wohlwollend entgegenzutreten. Dies spricht für eine prosoziale Einstellung. Überdies können wir drittens mit unseren Emotionen das Verhalten anderer beeinflussen. Manchmal weinen wir, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Was brauchen wir, um Emotionsregulationsprozesse zu starten?

Generell haben wir eine Vorstellung davon, wie wir emotional adäquat in einer spezifischen Situationen reagieren sollen. Manchmal besteht eine Diskrepanz zwischen der erlebten/antizipierten Emotionen und unserer Vorstellung. Wie diese Diskrepanz nun wahrgenommen wird, hängt vom Emotionswissen des Individuums ab. Das Emotionswissen ist ein umfangreiches und differenziertes Wissen über Emotionen, welches es möglich macht Emotionen differenziert wahrzunehmen, sie zu antizipieren und zu regulieren. Da hätten wir zum einen das Emotionswissen, welches notwendig wäre.

Ausserdem ist der Emotionsregulationsprozess abhängig von den aktuellen sozialen Normen, d.h. was und wie in bestimmten sozialen Kontexten gefühlt werden sollte und wie es zum Ausdruck kommen sollte. Dabei orientieren wir uns an einer Norm, welche von mehreren Faktoren wie Kultur, soziale Rolle, Zeitgeist, etc. abhängen.

Normen unterscheiden sich bezüglich der Kultur. In individualistischen Kulturen, wie der unseren (Deutschland, USA, Frankreich, etc.) wird die Unabhängigkeit des Einzelnen bezüglich Leistung und Ziele betont. Im Gegensatz dazu wird in kollektivistischen Kulturen (z.B. Japan) die Identität des Einzelnen in Abhängigkeit zu der Beziehung zur sozialen Gruppe gesehen. Individualistische Kulturen zeichnen sich im Durchschnitt durch Gefühle wie Authentizität und Einzigartigkeit aus und vermeiden Gefühle wie Stolz, Scham und Ärger. Dies ist das genaue Gegenteil in einer kollektivistischen Kultur.

Normen werden zudem durch soziale Identitäten und Rollen bedingt. Dies kann Unterschiede im Emotionsausdruck erklären, worin Frauen eher emotionale positive und auch machtlose Emotionen, wie z.B. Scham und Trauer zugesprochen werden. Im Gegensatz zu Frauen wird von Männern Rationales erwartet zu Lasten der unterdrückten Emotionen. Diese traditionelle Sichtweise des geschlechtsspezifischen Emotionsausdrucks befindet sich derzeit im Wandel zu Gunsten der Wertzunahme von emotionaler Authentizität.

Abschließend stellt das Arbeitsumfeld, in welchen wir uns manchmal bis zu 60 Stunden befinden, eine wichtige Rolle. Im Arbeitsumfeld ist Emotionsregulation eine implizite Anforderung, Gefühle willentlich herbeizuführen oder zu unterdrücken. Dabei wird auf ein erwünschtes äußeres Erscheinungsbild abgezielt, z.B. Freundlichkeit bei Verkäuferin. Somit haben wir vier Faktoren, das Arbeitsumfeld, die sozialen Rollen, die kulturellen Normen und die anfängliche Diskrepanz als Initiator, welche Emotionsregulationsprozesse untermalen.

Welche Strategien zur Regulation von Verlangen gibt es?

Kathleen D. Vohs und Wilhelm Hofmann unterscheiden hier verschiedene Strategien, zum einen in drei Phasen und zum zweiten in zwei Modi. Die Modi werden in präventiv und interventiv unterschieden. Präventiv bedeutet, dass sich das Individuum mit dem Verlangen in der Gegenwart auseinandersetzt und zukünftige Handlungen dadurch beeinflusst. Dies umfasst die Fähigkeit auf folgende vier Punkte reagieren zu können,

  • das Ausmaß beeinflussen, wie problematische Verlangen aufkommen
  • der Motivation widerstehen
  • die Fähigkeit zur Selbstkontrolle trainieren
  • die Spannweite an verfügbaren Verhaltensoptionen zu sehen und zu verstehen

Interventiv bezieht sich auf Mechanismen, welche im akuten Fall greifen, als bei dem Vorhandensein eines Verlangens intervenieren. Die erste rein präventive Phase besteht darin, dem Verlangen erst gar keine Chance zur Entstehung zu geben. Diese Strategien haben eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Frühwarnsystem. Bevor das Problem überhaupt aufkommt, wird es bereits mehr oder weniger konstruktiv angegangen.

Das Aufkommen des Verlangens einschränken.
Das Individuum spielt eine aktive Rolle, weswegen Fähigkeiten wie Verständnis, Vorhersehbarkeit und Erfahrungen mit problematischen Situationen und Stimuli, notwendig sind.
Situationsselektion und Stimuluskontrolle

Vermeiden der Situation bzw. des Stimulus im Voraus, z.B. sich nicht mit bestimmten Menschen umgeben, um sich das Rauchen abzugewöhnen (Gruppenzwang) die Wohnung frei von Versuchungen halten (kein Bier im Kühlschrank) bestimmte Themen bei Konversationen, welche dazu führen, sich behaupten zu wollen, zu vermeiden Problem: Wir können unsere Umwelt, welche reich an Stimuli ist, nicht zu 100 Prozent kontrollieren.
Frühzeitige Ablenkung

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, das kognitiv anspruchsvolle Tätigkeiten, wie z.B. das Lesen von Fachliteratur, sich einer neuen Bewegungspraxis hingeben, eine Fremdsprache lernen, so viel Aufmerksamkeit vereinnahmen und den Arbeitsspeicher beschäftigt halten, dass problematische Stimuli erst gar nicht die Aufmerksamkeitsschwelle überschreiten. Problem: Die anspruchsvollen Tätigkeiten müssen leicht zugänglich sein, bevor es zu der Ausführung eines Verlangens kommt.
Regulation in Phase 1

Die zweite rein interventive Phase beschreibt Strategien, welche helfen das bereits bestehende Verlangen herunter zu regulieren, ohne dabei dem bereits vorhandenen Aktionspotential zur Umsetzung des Verlangens mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Down-Regulation des bereits vorhandenen Verlangens.
Das Verlangen des Individuums und eine sehr starke Tendenz dieses Verlangen auszuführen, besteht bereits. Der Fokus liegt hier allerdings auf das bereits vorhandene Verlangen.
Kognitive Neubewertung

Die Neubewertung arbeitet an der Art und Weise wie eine Situation, eine Idee oder ein Gefühl, gesehen werden kann. So lasse sich z.B. eine Situation, welche normalerweise ein gewisses Verlangen produziert, in einem anderen Licht sehen, um somit das Verlangen herunter zu regulieren.
Akzeptanz bzw. Achtsamkeit

Damit wird die Fähigkeit angesprochen, Erfahrungen des Verlangens, nicht zu kontrollieren bzw. zu bewerten. Dies macht Akzeptanz zur Hauptkomponente von Achtsamkeit. Die Schlüsselkomponente besteht hierbei, das Verlangen zu akzeptieren, ohne ihm nachzugeben. Das Verlangen stellt hierbei einen flüchtigen mentalen Zustand dar, welcher zu einem spezifischen Zeitpunkt aufkommt und früher oder später wieder abflacht.
Unterdrückung

Bei dem Versuch aktiv etwas zu unterdrücken, wird die Aufmerksamkeit erst recht auf den zu unterdrückenden mentalen Inhalt gelenkt, was zu einer Intensivierung des Verlangens führt. Das macht die Unterdrückung zu einer nicht zielführenden Intervention und ist aus diesem Grunde nicht ratsam.
Regulation in Phase 2

Die dritte Phase befasst sich mit schon vorhandenen, also ausgeführten Verlangen, d.h. das vorhandene Aktionspotential des Verlangens führte bereits dazu, das Verlangen auszuführen. Bei der dritten Phase, werden nochmals die beiden Modi, präventiv und interventiv, mit einbezogen.

Unterstützende inhibitorische Schitte.
Präventive Strategien zur Regulation von Verlangen
Precommitment

Ein Individuum könnte z.B. sein Vorhaben öffentlich machen, was zu einer Rechtfertigung bei Nichteinhalten führen kann. Das Öffentlichmachen trägt zu einem höheren Engagement bezüglich der Kontrolle des Verlangens bei. Zusätzlich lassen sich Strafen bei Nichteinhaltung der Kontrolle des Verlangens integrieren.
Implementation-Intentionen

Darunter sind konkrete Wenn-dann-Pläne zu verstehen. Hier wird ein Zusammenhang zwischen der auslösenden Situation bzw. des Stimulus und dem konkreten Verhalten hergestellt, z.B. wenn ich mich wieder mit Freunden X,Y und Z treffe, was dazu führt über den Durst hinauszutrinken (Wenn Teil), dann werde ich vorab und öffentlich mitteilen, das es heute bei nur einem Bier bleibt (Dann Teil). Diese Pläne verstärken die Verbindung zwischen dem Hinweisreiz einer problematischen Situationen und dem gewünschten Verhalten.
Training der Inhibition

Hier handelt es sich um grundlegende Fähigkeiten, die dabei helfen langfristig Verlangen zu regulieren, z.B. das regelmäßige Ausführen gewisser Gewohnheiten (Fitnesstraining, festgelegte Lernzeiten im Studium, Affirmationstraining vor dem Schlafengehen, etc.) Problem: Dieses Training ist auch an die Motivation des Individuums gebunden, weswegen es hilfreich erscheint, alsbald ein Stimulus erscheint, die dazugehörige Inhibition zu trainieren, also zur Gewohnheit werden zu lassen.
Inhibition/Überschreibung.
Interventive Strategien zur Regulation von Verlangen
Inhibition des Verhaltens

Grundlegend ist hier, das Verlangen, welches eine starke Tendenz zur Umsetzung beinhaltet, zu hemmen. Die Hemmung setzt dann ein, sofern das Aktionspotential eine gewisse Umsetzungsschwelle noch nicht erreicht hat. Die Hemmung wird dabei solange aufrecht gehalten, bis das verlangende Gefühl abflacht. Dafür braucht ein Individuum genug Motivation und ausserdem die Fähigkeit, das Aktionspotential unterhalb der besagten Umsetzungsschwelle zu halten. Problem: Situationale Faktoren, wie z.B. kognitive Überlastung, kurz vorher ausgeführte Selbstkontrolle, sozialer Stress, Drogen- /Alkoholmissbrauch führen zu einer vorübergehenden Minderung der Fähigkeit der Inhibition.
Überschreibung

Wenn Inhibition des Verhaltens als ein “Nicht-Tun” gesehen werden kann, handelt es sich beim Überschreiben mehr um ein “Anstatt-Tun”. Das “Anstatt-Tun” hängt auch an der Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von konkreten alternativen Verhaltensoptionen, z.B. anstatt sich zu betrinken, könnte man in den nahelegenden Park spazieren gehen und leichte Atemübungen machen. Das setzt natürlich auch voraus, dass die Alternativen eine gewisse inhärente Attraktivität besitzen.
Moderation

Hier wird nicht über das Verlangen mit einer Alles-Oder-Nichts-Strategie nachgedacht, sondern über die gemäßigte Ausführung des Verlangens, z.B. anstatt 5 Kugeln Eiscreme jeden Tag, 2 Kugeln Eiscreme 2x/Woche. Hier handelt es sich um keinen Fehlschlag, sondern um einen langfristig angelegten Plan. Problem: Die größte Schwierigkeit besteht darin, Maß zu halten und eine gewisse selbstgesetzte Schwelle nicht zu überschreiten.
Regulation in Phase 3

Fazit

Im letzten Kapitel zählten Roy Baumeister und Kathleen Vohs eine Menge an Strategien auf, um Verlangen erst gar nicht aufkommen zu lassen, oder es wieder herunter zu regulieren oder schließlich zu überschreiben. Für Jiddu Krishnamurti fängt die Regulation von Verlangen bei der Unterscheidung von Lust und Freude an. Freude stellt für Krishnamurti das bessere Gefühl dar, da es mit einem innigen Gefühl für die Welt, das Leben und anderen Menschen einhergeht. Man könnte sagen, es handele sich hierbei um eine ethische Perspektive. Lust im Gegensatz ist wie ein Fass ohne Boden. Sobald wir ein Verlangen wahrnehmen, es eventuell mit vergangenen Erinnerungen abgleichen, wodurch wir wieder in die Empfindung hineingehen, regen wir die Tendenz an Kontakt mit dem Verlangen aufzunehmen, z.B. sich wütend äußern, Drogen nehmen, Schule schwänzen um zu schlafen... Der Kontakt befriedigt zwar das Verlangen, doch nur vorübergehen. Aus diesem Grunde ist Verlangen ein Fass ohne Boden. Ich hoffe, der Artikel konnte dir einen kleinen Überblick über dasThema Selbstregulation in Bezug auf Verlangen vermitteln.

Literatur:

  • Baumeister, Roy; Vohs, Kathleen (2016). Handbook of Self Regulation. Research, Theory and Applications. New York: Guilford Press
  • Brandstätter; Schüler; Puca & Lozo (2013). Motivation und Emotion. Berlin: Springer
  • Fischer, A. H., Manstead, A. S. R., Evers, C., Timmers, M., & Valk, G. (2004). Motives and norms underlying emotion regulation. In P. Philippot & R. S. Feldman (Eds.), The regulation of emotion (S. 187-210). Mahwah, NJ, US: Lawrence Erlbaum Associates Publishers
  • Jonas, Klaus; Stroebe, Wolfgang; Hewstone, Miles (2014). Sozialpsychologie. Heidelberg: Springer
  • Krishnamurti, Jiddu (2010). Freedom from the known. New York: Random House Publishing
  • Schroeder, S. A. (2007). We can do better – improving the health of the American people. New England Journal of Medicine, 357 (S. 1221-1228)
  • Stangl, W. (2018). Affekt. Werner Stangls Psychologie News. WWW: http://psychologie-news.stangl.eu/77/affekt (2018-04-03)

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