Es wird wieder hell… Ich werde langsam wach… Und möchte den Augenblick schätzen… vor allem den Dialog zwischen Kopf und Bauch. Manchmal denke ich: Der Körper weiß es immer zuerst. Dass etwas nicht stimmt. Dass etwas stimmt. Dass eine Entscheidung längst gefallen ist. Bevor ein Gedanke Form annimmt, beginnt schon etwas zu pochen, zu kribbeln, sich zusammenzuziehen oder auszudehnen.

Und trotzdem leben wir, als wäre der Kopf das Zentrum. Als ließe sich das Leben denken. Wir planen, analysieren, bewerten und überhören dabei das leisere Wissen. Aber der Körper spricht. Immer. Vielleicht ist es Zeit, wieder zuzuhören.

Zwei Augen. Zwei Ohren. Zwei Nasenlöcher. Und zwei Gehirne. Zumindest fast. Oben das Kopfhirn, zuständig für Sprache, Logik, Ordnung. Unten das Bauchhirn, zuständig für Gefühl, Intuition, Überleben. Ein duales System – wie so vieles in uns.

Warum doppelt? Sicherheit. Backup. Wahrnehmung aus mehreren Richtungen. Wenn ein Auge schließt, sieht das andere weiter. Wenn der Verstand blockiert, spricht der Bauch. Redundanz als Lebensprinzip.

Aber wir leben oft, als gäbe es nur eine Instanz: den Kopf. Gedanken, rationale Entscheidungen, Selbstkontrolle. Dabei, sagt Damasio, entstehen Gedanken erst durch Körperzustände. „The body comes to mind.“ – Nicht umgekehrt.

Der Körper ist kein Anhängsel. Er ist das Original. Emotionen fühlen sich körperlich an, weil sie körperlich sind. Das Herz klopft, die Hände zittern, der Magen zieht sich zusammen. Damasio nennt das die „Body Loop“. Und: die „As-If Body Loop“ – der Kopf simuliert Zustände, die (noch) nicht real sind. Der Körper wird gefühlt – oder vorgestellt. Aber beides macht etwas mit uns.

Was wäre, wenn wir diese Schleifen ernster nähmen? Wenn wir uns selbst nicht nur über Gedanken verstünden, sondern über das, was sich in uns regt, dreht, zieht und stockt? Wenn wir den Körper nicht nur beim Schmerz bemerkten, sondern auch beim Denken? Vielleicht ist es gar keine Redundanz. Vielleicht ist es eine Einladung zum Dialog.
Zwischen Bauch und Kopf. Zwischen Gefühl und Begriff. Zwischen dem, was wir denken – und dem, was uns denkt.

Am Ende ist der Körper nicht der Gegenspieler des Geistes. Er ist sein Ursprung. Seine Bühne. Sein Echo. Jeder Gedanke geht durch Muskeln, Herz, Haut. Jede Entscheidung hat eine Temperatur. Eine Spannung. Eine Bewegung.

Wir haben zwei Augen, damit wir Tiefe sehen. Zwei Ohren, damit wir Richtung hören. Und zwei Hirne, damit wir nicht nur wissen, sondern auch spüren. Vielleicht ist der Weg zu uns selbst kein gerader Gedankengang, sondern ein Kreislauf. Eine Schleife aus Fühlen und Verstehen. Ein Körper, der denkt. Ein Geist, der fühlt. Und dazwischen: Wir.

Aufstehen und dann? Vielleicht ist es Zeit, wieder zuzuhören. Dem Wir zuzuhören.

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