Atmen, etwas, was wir ständig tun, ohne darüber nachzudenken. Jetzt können wir über die Nase oder über den Mund atmen. Macht dies einen Unterschied? Das ist die Frage. Und welchen Unterschied? Hat die Nasenatmung Vorteile gegenüber der Mundatmung? Ist die Nasenatmung eventuell eine Wunderheilung?

Nase und Stickstoffmonoxid

Beim kohärenten Atmen (Ehrmann, 2016) atmen wir primär über die Nase. Wir atmen über die Nase ein und wir atmen über die Nase aus. Das hat seine Gründe. Unter anderem hat es mit Stickstoffmonoxid (NO) zu tun. Dies wird im menschlichen Körper gebildet und reguliert den Tonus der Blutgefäße. Es wird in den Wänden der Blutgefäße gebildet und erweitert dort die Blutgefäße, was die Durchblutung verbessert. Zudem ist das Niveau von Bildung von NO in den Nasennebenhöhlen sehr hoch. Es gelangt über die Einatmung in die Lunge und dies nur bei der Nasenatmung. Dies hilft die Alveolen (die kleinsten Verästelungen der Luftwege in der Lunge, wo der Gasaustausch stattfindet) zu erweitern, was so viel bedeutet wie, das mehr Blut mit Sauerstoff angereichert ist, weil dies die Lungengefäße passiert. Zudem kommen über die Nasenatmung weniger Viren und Allergene in die unteren Atemwege. Die Nasenatmung ist keine Wunderheilung, aber sie trägt sehr viel zur Heilung bei.

Nase und Mund

Ich finde, Ralph Skuban (Skuban, 2022) gibt eine sehr schöne Gegenüberstellung zur funktionalen und dysfunktionalen Atmung. Demnach ist eine funktionale Atmung eine langsame Atmung im Gegensatz zu einer beschleunigten Atmung. Beim langsamen Atmen atmen wir vermehrt mit dem Zwerchfell, d.h. die Brustatmung hat Pause. Diese brauchen wir vor allem dann, wenn wir an unsere Grenzen gehen (z.B. Sport, oder auch bei physiologischer Erschöpfung). Die Mundatmung stellt somit die Ausnahme dar. Die Ausnahme besteht entweder beim Sprechen oder in Leistungssituationen. Durch die Nasenatmung und vor allem das langsame Atmen kommt es zu einem passiven Loslassen in der Ausatmung. Dies findet sich auch beim kohärenten Atmen (Ehrmann, 2016) und stellt ein Element der Technik dar. Die langsame Atmung bringt auch noch weitere Vorteile mit sich: kein Schnarchen in der Nacht. Ich denke, die Nasenatmung hat in der Tat gewisse Vorteile gegenüber der Mundatmung. Was hat die Nase nun mit Angst zu tun?

Schnell, langsam, Ein- und Ausatmen

Die Atmung hat Auswirkungen auf die Gehirnfunktion und auch auf das emotionale Verhalten. Die Art und Weise wie du ein- und ausatmest hat etwas mit der elektrischen Gehirnaktivität zu tun und zwar, wenn du über die Nase atmest und nicht über den Mund. Was wird denn hier beeinflusst? Das Limbische System, ein stammesgeschichtlich älterer Teil des Gehirns. Dieses Limbische System steuert den Antrieb, Lernfähigkeiten, Gedächtniskonsolidierung, sowie vegetative Funktionen, z.B. Verdauung.

Wissenschaftler (Zelano et al., 2016) konnten herausfinden, dass die Nasenatmung gewisse Neuronen im olfaktorischern Kortex (zuständig für das Riechen), der Amygdala und dem Hippocampus (beides Areale im Limbischen System) aktiviert. Diese Areale haben mit Emotionen und Erinnerungen zu tun. Wenn du jetzt schnell über die Nase atmest, kann dies die Reaktionszeit in einer gefährlichen Situation verbessern und das hat wiederum mit Angst zu tun. Also, schnell ist nicht notwendigerweise schlecht. Der entscheidende Unterschied hier ist: Nase oder Mund. Der Gewinner ist die Nase.

Teilnehmern:innen der Studie wurde ein furchterregendes Gesicht gezeigt. Sie konnten dies schneller identifizieren, wenn sie das Gesicht beim Einatmen und nicht beim Ausatmen sahen. Die Erinnerung war auch verbessert und zwar beim Einatmen anstatt beim Ausatmen. Dies war bei der Nasenatmung der Fall, nicht bei der Mundatmung. Bei der Einatmung synchronisiert das Gehirn durch Schwingungen die limbische Aktivität. Das ist in der Tat bedeutend.

Die Frage ist also nicht, ob schnell oder langsam. Langsam hat sehr viele Vorteile, gerade was das Thema Entspannung betrifft. Schnell hat auch Vorteile, wie in der Studie hervorging. Die Frage ist also eher, Nase oder Mund. Ich denke, die Antwort darauf ist klarer. Diese Studie ist eine Annäherung an ein Thema, welches in letzter mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gewinnt. Ich sage, feiere deine Nase, egal ob sie groß, klein oder wie auch immer ist. 

Literatur:

  • Ehrmann, Wilfried (2016). Kohärentes Atmen. Atmung und Herz im Gleichklang. Bielefeld: J. Kamphausen Mediengruppe GmbH
  • Skuban, Ralph (2022). Die Buteyko Methode. Amerang: Crotona Verlag GmbH & Co. KG
  • Zelano, C., Jiang, H., Zhou, G., Arora, N., Schuele, S., Rosenow, J., & Gottfried, J. A. (2016). Nasal Respiration Entrains Human Limbic Oscillations and Modulates Cognitive Function. The Journal of neuroscience : the official journal of the Society for Neuroscience, 36(49), 12448–12467. https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.2586-16.2016

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