Im letzten Artikel (Selbstmotivierung und Vorsätze – Teil 1) habe ich erläutert, warum viele Menschen Schwierigkeiten haben, ihre Neujahrsvorsätze langfristig durchzuhalten, und wie Selbstmotivierung dabei helfen kann, die eigenen Ziele zu erreichen. Anhand von Persönlichkeiten wie Michael Jordan, Oprah Winfrey und Steve Jobs wurde aufgezeigt, wie Motivation aus Fehlern, Neugierde und dem Bewusstsein für die Endlichkeit des Lebens entsteht. Zudem spielen Talent, Fleiß, Kultur und Zufall eine wichtige Rolle. Selbstbeobachtung und bewusste Aufmerksamkeit unterstützen uns dabei, das eigene Leben aktiv zu gestalten und unsere Vorsätze Schritt für Schritt umzusetzen. Nun schauen wir uns zwei Theorien an, um das Ganze ein wenig besser zu verstehen: Die PSI Theorie und das Rubikon Modell.

PSI-Theorie: Die Grundlage der Motivation

Warum handeln wir so, wie wir handeln? Menschen bewegen sich auf Reize entweder zu oder von ihnen weg. Der Psychologe Julius Kuhl hat mit seiner PSI-Theorie (Persönlichkeit-System-Interaktion) ein Modell entwickelt, das unser Gehirn in vier Makrosysteme unterteilt. Zwei davon befinden sich in der linken Gehirnhälfte, die bewusst, planerisch und analytisch arbeitet. Die anderen beiden in der rechten Gehirnhälfte sind unbewusst, intuitiv und emotional orientiert.

Die vier Makrosysteme der PSI-Theorie

  1. Intentionsgedächtnis (linke Gehirnhälfte)
    Dieses System ist verantwortlich für das Setzen und Behalten von Absichten. Es hilft uns, schwierige Aufgaben im Blick zu behalten und unsere Motivation gezielt zu steuern. Hier werden Ziele analytisch geplant.

  2. Ausführungssystem (rechte Gehirnhälfte)
    Dieses System, auch intuitive Verhaltenssteuerung genannt, sorgt dafür, dass Handlungen zur richtigen Zeit ausgeführt werden. Es wählt die passende Möglichkeit, um Ziele umzusetzen.

  3. Extensionsgedächtnis (rechte Gehirnhälfte)
    Hier werden alle Lebenserfahrungen gespeichert, zusammen mit unseren Bedürfnissen, Werten und Wünschen. Ein positiv gestimmtes Extensionsgedächtnis erleichtert den Zugang zu diesen Ressourcen und hilft uns, unsere Ziele in Einklang mit unseren Werten zu bringen.

  4. Objekterkennungssystem (linke Gehirnhälfte)
    Dieses System, auch "Problem-Detection-Solution-System" genannt, löst Probleme aus dem Kontext heraus und wägt Risiken ab. Es unterstützt uns so bei der Zielerreichung.

Schaue Dir gerne dazu auch das folgende Bild an.

Das Rubikon-Modell: Vom Wunsch zur Handlung

Das Rubikon-Modell nach Heckhausen und Gollwitzer beschreibt vier Phasen der Zielerreichung. Es unterscheidet zwischen Motivation ("Ich will etwas") und Volition ("Ich setze es um"). Der Übergang von der Motivation zur Volition wird als das "Überschreiten des Rubikon" bezeichnet – ein symbolischer Akt, der endgültige Entscheidungen und Handlungen einleitet.

Die vier Phasen des Rubikon-Modells

  1. Abwägen
    In dieser Phase suchen wir Informationen, wägen Vor- und Nachteile ab und entscheiden, ob ein Ziel realisierbar ist. Die Motivation wird gestärkt, indem wir:
    - Ziele attraktiv machen
    - Intrinsische Bedürfnisse aktivieren
    - Persönliche Ziele setzen
    - Ziele visualisieren

  2. Entscheidung
    Nach der Zielauswahl verpflichten wir uns, das Ziel beharrlich zu verfolgen – selbst bei Widerständen. In dieser Phase helfen Strategien wie:
    - Ziele öffentlich machen
    - Argumente sammeln
    - Vor- und Nachteile abwägen
    - Reframing (neue Perspektiven einnehmen)

  3. Zielverfolgung
    Jetzt geht es darum, den ersten Schritt zu machen und dranzubleiben. Hierbei sind Selbstkontrolle, Emotionsregulation und Fokussierung essenziell. Strategien zur Zielerreichung sind:
    - Energielevel hochhalten
    - Gewohnheiten aufbauen
    - Positive Erfahrungen schaffen
    - Angst als Antrieb nutzen
    Auch externe Einflüsse wie Gruppen, Vorbilder oder der Konsum von Medien können die Zielverfolgung beeinflussen.

  4. Abschluss
    Die letzte Phase widmet sich der Reflexion: Wie haben wir die Zielerreichung erlebt? Ein positiver Abschluss stärkt unser Selbstvertrauen und die Bereitschaft, neue Ziele anzugehen. Bei einem negativen Abschluss können wir aus Fehlern lernen, um zukünftig erfolgreicher zu sein.

Hier noch einmal die bildliche Darstellung des Modells.

Disziplin als Schlüssel zum Erfolg

Disziplin ist nicht angeboren, sondern kann erlernt werden. Große Erfolge entstehen selten über Nacht. Sie sind das Ergebnis von Beharrlichkeit, kontinuierlichem Arbeiten und der Fähigkeit, Rückschläge zu überwinden. Wie in der Alltagspsychologie oft gesagt wird: Wer tut, erreicht.

Disziplin bedeutet nicht, sich selbst zu kasteien, sondern strategisch und mit Freude auf ein Ziel hinzuarbeiten. Wer regelmäßig seine Strategien anpasst, Emotionen reguliert und Motivation aufrechterhält, wird langfristig erfolgreich sein – ob in der Karriere, im Sport oder bei der Umsetzung persönlicher Vorsätze.

Fazit: Selbstmotivierung meistern

Selbstmotivierung ist eine Fähigkeit, die trainiert werden kann. Das Zusammenspiel von intrinsischen Bedürfnissen, klaren Zielen, strategischem Denken und positiver Emotionsregulation bildet die Grundlage für nachhaltigen Erfolg. Mit den beschriebenen Strategien und Modellen wie der PSI-Theorie und dem Rubikon-Modell kannst du deine Ziele nicht nur planen, sondern auch erreichen.

Im nächsten Artikel gehen wir ans Eingemachte. Mehr dazu hier im dritten Teil.

Bilder: