Beckengesundheit ist wichtig. Nicht nur zur Vorbeugung von Blasenproblemen und Fortpflanzungsstörungen, sondern auch zur besseren Verteilung der Kraft auf die jeweiligen Muskelgruppen. Vielleicht sollte ich statt Beckengesundheit Beckenorganisation sagen. Die Organisation des Beckens bedeutet in anderen Worten, die leichte Position des Beckens im Raum. Leicht ist die Position dann, wenn die notwendigen Muskeln ihre Aufgabe adäquat machen. Somit kommt es nicht zu Überbelastungen. Wie komme ich aber dorthin, also in die Position, wo die Muskeln ihre Aufgabe adäquat machen? Meine Kurzantwort darauf: Feldenkrais.

„Only a centered pelvis offers us a sense of stability in a continually shifting world“ (Koch, 2012)

Ich finde diesen Satz so unglaublich gut. Wenn sich die Welt ständig ändert, was ja derzeit der Fall ist, was macht das dann mit mir und mit Dir? Es scheint sogar so zu sein, dass die Welt immer mehr an Geschwindigkeit zunimmt und dass dies vielen Menschen so viel Stress einbringt, dass sie manchmal nicht mehr wissen, wo oben und unten ist. Oben und unten ist gerade bei der Beckenorganisation wichtig. Nicht nur eine gute Balance zwischen links und rechts ist wichtig für das Skelett, denn das Skelett möchte im Raum mit Leichtigkeit getragen werden. In meinen Kursen sage ich manchmal folgendes: Da ist ein Becken, aus dem kommen zwei Beine raus und nach oben schwebt eine Wirbelsäule mit Kopf. Die Art und Weise, wie sich die Beine den täglichen Aufgaben stellen und wie frei die Wirbelsäule mitsamt Kopf nach oben schwebt, ist auch abhängig von der Organisation des Beckens. Eine optimalere Position des Beckens, hilft dabei muskuläre Spannungen zu reduzieren. Es entsteht Leichtigkeit in der Fortbewegung.

Das Becken stellt für die Wirbelsäule eine Unterstützung dar. Moshe Feldenkrais (Feldenkrais, 1985) bezeichnet das Becken als Hauptantriebskraft, denn jede richtige Handlung beginnt mit der Bewegung des Beckenknochens. Sobald sich das Becken verlagert, hat dies Auswirkungen auf die Wirbelsäule und die Beine. Ein ausgewogenes Becken ist somit auch wichtig für den Transfer. Es findet immer Transfer statt von unten nach oben und von oben nach unten. Ein Ungleichgewicht im Becken beeinflusst das Oben und das Unten. So kann ein muskuläres Ungleichgewicht, oder eine ungleiche Verteilung der Kraft auf die streckende sowie beugende Muskulatur, langfristig zu manifesten Verspannungen und dysfunktionalen Bewegungsmustern führen, welches sich weiter oben zeigt, z.B. durch ein ständiges Beißen oder Knirschen der Zähne.

Wenn jetzt das Becken die tragende Stütze für die Wirbelsäule ist, so ist nachvollziehbar, das jegliche Aktivität von der Mobilität sowie Stabilität des Beckens beeinflusst wird. Es braucht also unbedingt ein freies Becken. Kein freies Becken erfordert von allen anderen Beteiligten, also Wirbelsäule, Arme und Beine, Schultergürtel, viel mehr Arbeit bzw. Anstrengung für die gleiche Aktivität. Sofern das Becken und der Rumpf ein besseres Zusammenspiel schaffen, so haben die weiteren Körpersegmente viel weniger zu tun (Feldenkrais, 2005) und sind nun freier andere Dinge zu tun.

Im Folgenden findest du mehrere Versionen der Beckenuhr. Es sind alles Originalaufnahmen eigener Feldenkrais Kurse. Viel Spaß beim Explorieren.

Die beiden ersten Lektionen sind zwei Möglichkeiten, die Beckenuhr kennen zu lernen. Von 2016 und 2017. Du brauchst dafür einen ruhigen Ort, eine Matte für den Boden und wenn möglich keine Ablenkungen. Wenn die ganze Lektion zu lange erscheint, stoppe gerne, pausiere und mache ein anderes Mal weiter. Ganz nach deinem Gusto.

Hier eine Beckenuhr im Schneidersitz von 2018. Viel Spaß!

Eine Beckenuhr, welche die Verbindung von Becken, Kopf und Augen betont. (2019)

Hier die letzte, doppelte Beckenuhr von 2018. Viel Spaß auch damit!

Literatur:

  • Feldenkrais, Moshé (1985). The potent self. A guide to spontaneity. New York: Harper and Row
  • Feldenkrais, Moshé (2005). Body & Mature Behavior. A study of Anxiety, Sex, Gravitation and Learning. Berkeley: Frog Books
  • Koch, Liz (2012). Core Awareness. Enhancing Yoga, Pilates, Exercise, and Dance. Berkeley: North Atlantic Books

Bilder: