Kennst du das Gefühl, wenn du erst dann merkst, wie verspannt du bist, sobald du bewusst loslässt? Genau hier setzt die Progressive Muskelentspannung (PME) an.
Der amerikanische Arzt Edmund Jacobson entwickelte diese Methode bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Idee ist erstaunlich einfach! Du spannst bestimmte Muskeln bewusst an – zum Beispiel deine Hände, deine Schultern oder deine Stirn – hältst die Spannung für ein paar Sekunden und lässt dann wieder los. Dieses bewusste Wechselspiel macht die Unterschiede spürbar: erst die Enge, dann die Weite; erst der Druck, dann die Entlastung. Mit der Zeit schulst du so die Wahrnehmung für Spannung in deinem Körper – und lernst, sie gezielt zu lösen.
PME ist praktisch, weil sie leicht erlernbar ist und überall angewendet werden kann. Viele nutzen sie, um Stress abzubauen, besser zu schlafen oder Schmerzen zu lindern. Andere profitieren davon, weil sie in herausfordernden Momenten schneller einen inneren Schalter umlegen können. Das ist so ein Schalter der sagt, weg von der Anspannung, hin zu mehr Ruhe.
Und was hat das mit Feldenkrais zu tun?
Die Feldenkrais-Methode verfolgt auf den ersten Blick einen ganz anderen Weg – und doch trifft sie sich mit der PME in ihrem Kern. Auch hier geht es darum, bewusster mit sich selbst umzugehen. Statt gezielt anzuspannen, werden im Feldenkrais kleine, oft ungewohnte Bewegungen erforscht: langsam, achtsam, ohne Anstrengung.
Stell dir vor, du drehst deinen Kopf nur ein kleines Stück zur Seite, spürst, wo Bewegung leicht ist – und wo sie vielleicht stockt. Durch diese feine Aufmerksamkeit eröffnet sich etwas Überraschendes: dein Nervensystem entdeckt neue Möglichkeiten. Du beginnst, alte Spannungsmuster zu durchbrechen, und erlebst Bewegung, Haltung und Atmung mit mehr Freiheit.
Zwei Wege, ein Ziel
PME und Feldenkrais sprechen unterschiedliche „Sprachen“. PME arbeitet mit klaren Kontrasten – Spannung hier, Entspannung dort. Feldenkrais lädt zu spielerischer Erforschung ein – neugierig, offen, ohne feste Vorgaben. Beide Methoden führen jedoch zur gleichen Erkenntnis: Entspannung ist nichts, was zufällig passiert. Sie ist eine Fähigkeit, die wir lernen, vertiefen und in unser Leben integrieren können.
Entspannung als Lebenskunst
Vielleicht ist es genau diese Kombination, die so spannend ist: Die Progressive Muskelentspannung vermittelt ein verlässliches Werkzeug, mit dem du schnell Ruhe herstellen kannst. Die Feldenkrais-Methode öffnet darüber hinaus einen Raum, in dem du dich selbst neu erlebst – jenseits von Leistung und Zielorientierung. Zusammen laden sie dazu ein, Entspannung nicht nur als kurzen Zustand zu begreifen, sondern als Lebenskunst: als Fähigkeit, mit dir selbst verbunden zu sein, bewusst zu handeln und leichter durchs Leben zu gehen. Und weil wir das natürlich auch mal testen möchten, kommt hier eine Audiolektion dazu. Viel Spaß damit!
Bilder:
- Foto von Alejandro Piñero Amerio auf Unsplash