Gutes kann auch allein durch den Kopf entstehen. 

“Der Wert der Imagination ist, durch Intuition und Intensität tieferreichende Erkenntnisse zu gewinnen, als sie an der Oberfläche der Dinge zu liegen scheinen.” John Ruskin

Moshé Feldenkrais und Émile Coué

1929 veröffentliche Feldenkrais seine hebräische Übersetzung des Buches “the practice of autosuggestion”, von Émile Coué. Sein Interesse gegenüber der Autosuggestion und deren Heilmöglichkeiten brachte Feldenkrais dazu, sich eingehender mit dem Thema zu befassen. Coué sah in der Autosuggestion eine angeborene Kraft eines Individuums, um sich selbst zu heilen.

Imagination und Willenskraft

In seinem Buch “thinking and doing” schreibt Feldenkrais (2013) von mehreren Personen, welche ähnlich über die Willenskraft nachdachten. Henri-Louis Bergson ́s Philosophie besagt, das Imagination und Instinkt der Willenskraft und Intelligenz übergeordnet sind. Émile Coué sagte, was wir nicht mit Willenskraft erreichen können, können wir mit Imagination erreichen. Coué nahm ausserdem an, das viele Krankheiten ihren Ursprung in falscher Imagination haben. Man könne die Aktionen ändern, welche durch diese Bilder ausgelöst werden, indem man die Bilder dazu ändert. Man stelle sich somit ein positives Selbstbild, ein positives Leben vor und es wird sich notwendigerweise ergeben.

Das Unterbewusste lernt aus Erfahrung

Es gibt unzählige Beispiele aus der Psychologie, welche besagen, das Imagination die Kraft besitzt Emotionen zu stimulieren. Das Unterbewusste kontrolliert zu einem bedeutenden größeren Teil alle Aspekte unseres Lebens, unter anderem die Verdauung, die Atmung usw. Das Unterbewusste spielt auch eine bedeutende Rolle beim bewussten Verstand. Das Unterbewusste lernt aus der Erfahrung: Unsere eigenen Erfahrungen und die Erfahrung unserer Vorfahren, z.B. wissen viele Menschen nicht, wo ihr Solar Plexus ist (ein Geflecht zwischen dem zwölften Brustwirbel und dem ersten Lendenwirbel nähe der Hauptschlagader), dennoch reagieren diese Menschen alle ähnlich, sobald sie attackiert werden. Sie beugen sich vorwärts, ohne dies bewusst zu steuern, um das Solar Plexus zu schützen. Um zu verstehen, was da genau vor sich geht, bedarf es einen genaueren Blickes. Das Unterbewusste ist nicht limitiert auf Erinnerungen, um dann dieses Wissen auf Verlangen verfügbar zu machen. Es ist kreativ, fähig neue Möglichkeiten zu rekonfigurieren, was jenseits unseres bewussten Verstandes liegt. Freud sagte einst, das unvollständige Klarheit traumatische Resultate bringt. Das bedeutet, das nicht nur die Übung an sich zur Verbesserung führt oder die Imagination an sich, sondern beides in Kombination.

Charakteristika von Autosuggestionen

Autosuggestionen kommen mit der Geschwindigkeit von Gedanken und sind deshalb sehr wirksam. Es gibt drei Charakteristika von Autosuggestionen:

  1. Es sind immer Gedanken mit kompletten Aktionen als Inhalt.
  2. Dieses Gedanken stellen eine geschlossene Einheit dar, d.h. der Gedanke, der im Moment verwirklicht worden ist, war der einzige, der vom Unterbewusstsein entweder angenommen oder verworfen wurde.
  3. Willenskraft ist in all diesen Gedanken abwesend.

Alle Gedanken, die nach diesen Kriterien entwickelt worden sind, manifestieren sich im Unterbewusstsein und können somit im tatsächlichen Leben verwirklicht werden. Wenn sich Bewegungen als nicht gut herausstellen, liegt das zum einem am Denken, welches nicht frei von Zwang war und zum anderen am Denken, dass den Aspekt von eleganter Bewegung nicht beinhaltete.

Vorsicht mit systematischen Training

Systematisches Training führt zur Verbesserung, jedoch hinterlässt dieses Training auch einen Stempel in unserem Bewegungsrepertoire, welcher nicht mehr so leicht zu löschen bzw. zu ersetzen ist. Konstante Wiederholung der immer gleichen Fehler führt nicht nur zur Verschlechterung sondern kann in dem Handelnden auch noch den Eindruck produzieren, ein Verlierer zu sein. Der ultimative Wert einer Übung liegt daher in der Aktion, welche der Körper danach spontan ausführt, lange nachdem wir es gelernt haben und ohne dass das Ganze bewusst gesteuert wird. Diese Aktion wurde wiederholt eingeübt und kann nun spontan ausgeführt werden.

Fazit

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass in Feldenkrais Lektionen manchmal Bewegungen in der Imagination ausgeführt werden. Dies ist viel schwieriger als diese Bewegungen tatsächlich zu spüren und ein Mensch merkt dann erst wie viele Lücken es gibt. Es ist ein anstrengender, aber auch ein sehr dankbarer Prozess. Dankbar ist dieser Prozess vor allem für Menschen mit Einschränkungen und chronischen Schmerzen, welche in dem Moment nicht in der Lage sind eine Bewegung auszuführen. Ich persönlich finde die Imagination sehr toll, denn ich erinnere mich an die Zeit meiner Schmerzen in der Lendenwirbelsäule. Was hätte ich ohne die Imagination nur getan?

Literatur:

  • Feldenkrais, Moshé (2013). Thinking and Doing. Longmont: Genesis II Publishing Inc.