Das Lesen eines Romans ist weit mehr als bloße Unterhaltung. Eine Studie von Gregory S. Berns und Kollegen (2013) zeigt eindrucksvoll, dass es tiefgreifende Auswirkungen auf die Funktion Deines Gehirns haben kann. Die Ergebnisse legen nahe, dass das Lesen nicht nur das Verstehen von Geschichten verbessert, sondern auch Deine Empathiefähigkeit und kognitive Flexibilität stärkt. Ganz ehrlich, ich finde das phänomenal. Lass uns da mal gemeinsam tiefer in die faszinierenden Erkenntnisse dieser Forschung eintauchen und entdecken, wie sich das Lesen positiv auf Dein Gehirn auswirkt.
Wie die Studie durchgeführt wurde
Die Studie, die in der Fachzeitschrift Brain Connectivity veröffentlicht wurde, untersuchte die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Romans “Pompeii” von Robert Harris auf die Gehirnaktivierung von 21 Studierenden. Zunächst wurden fMRT-Scans der Probanden im Ruhezustand erstellt. Anschließend lasen die Teilnehmer an neun aufeinanderfolgenden Abenden Abschnitte des Romans. Am Morgen nach jedem Leseabend wurden erneut fMRT-Scans durchgeführt, um die Veränderungen in der Gehirnkonnektivität zu messen. Auch fünf Tage nach Abschluss des Lesens erfolgten weitere Scans, um die Langzeiteffekte zu analysieren.
Kurzfristige Veränderungen im Gehirn
Bereits nach dem ersten Leseabend zeigten die Gehirnscans erhöhte Konnektivität in der linken temporalen Hirnrinde, einem Bereich, der für die Sprachverarbeitung und das Verstehen von Erzählungen entscheidend ist. Zudem wurde eine verstärkte Aktivierung im somatosensorischen Cortex festgestellt, der mit der Verarbeitung von Körperempfindungen und Bewegungen assoziiert wird. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass das Lesen einer Geschichte Dein Gehirn auf vielfältige Weise stimulieren kann.
Die Forscher erklärten diesen Effekt durch das Konzept der “embodied cognition”, bei dem das Gehirn physische Empfindungen simuliert, die der Protagonist der Geschichte erlebt. Stell Dir vor, Du liest eine Szene, in der ein Charakter rennt. Dein Gehirn aktiviert dabei die Neuronen, die auch beim realen Laufen aktiv wären. Dies zeigt, wie intensiv Dein Gehirn beim Lesen mitarbeitet.
Langfristige Auswirkungen
Die erhöhte Gehirnkonnektivität blieb auch mehrere Tage nach Abschluss des Romans bestehen. Besonders interessant war, dass die Aktivierung in somatosensorischen und motorischen Netzwerken andauerte. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass das Lesen nicht nur temporäre Effekte hat, sondern auch die Struktur und Funktion Deines Gehirns nachhaltig beeinflussen kann.
Empathie und Theorie des Geistes
Ein weiterer faszinierender Aspekt der Studie ist, dass das Lesen von Romanen Deine Fähigkeit verbessert, Dich in andere hineinzuversetzen. Das ist ein Konzept, das als “Theory of Mind” (Theorie des Geistes) bekannt ist. Dies ist die Grundlage für Empathie. Empathie ist die Fähigkeit, die Gedanken, Gefühle und Absichten anderer Menschen zu verstehen.
Beim Lesen erlebst Du die Welt aus der Perspektive eines anderen. Du begleitest die Figuren durch ihre Herausforderungen, Erfolge und Rückschläge. Dieses Einfühlen in eine fiktionale Welt trainiert Dein Gehirn darin, die Gefühle und Motive realer Menschen besser zu begreifen. Laut der Studie könnte dies insbesondere für Kinder und Jugendliche von Bedeutung sein, da ihre kognitiven und sozialen Fähigkeiten noch in der Entwicklung sind.
Lesen versus Fernsehen
In einer zunehmend digitalisierten Welt verbringen viele Menschen mehr Zeit vor Bildschirmen als mit Büchern. Laut Statistiken schauen Kinder und Jugendliche im Durchschnitt mehrere Stunden Fernsehen pro Tag. Dies könnte jedoch negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Theorie des Geistes haben, da Fernsehen weniger interaktiv ist und oft keine tiefgreifenden Einblicke in die Gedankenwelt der Charaktere bietet.
Das Lesen von Romanen bietet hingegen eine aktive Form der Unterhaltung, bei der Deine Vorstellungskraft und Dein kognitives Engagement gefordert sind. Während Fernsehsendungen Dir die Bilder und Emotionen vorgeben, erschaffst Du beim Lesen Deine eigene Version der Geschichte. Für mich eine viel intensivere und persönlichere Erfahrung.
Praktische Implikationen
Die Erkenntnisse der Studie von Berns und seinem Team haben wichtige Implikationen für Bildung und Erziehung. Kinder sollten ermutigt werden, mehr zu lesen, da dies ihre Empathiefähigkeit, Kreativität und kognitive Entwicklung fördert. Aber auch Erwachsene können vom Lesen profitieren. Es hilft nicht nur, Stress abzubauen, sondern trainiert das Gehirn und bereichert das Leben auf vielfältige Weise.
Fazit: Warum Du heute noch ein Buch lesen solltest
Das Lesen eines guten Romans ist wie ein Workout für Dein Gehirn. Es verbessert Deine Fähigkeit, Sprache zu verstehen, steigert Deine Empathie und regt die Vorstellungskraft an. Gleichzeitig bietet es Dir die Möglichkeit, aus Deinem Alltag auszubrechen und in eine andere Welt einzutauchen.
Also, wann hast Du das letzte Mal ein Buch gelesen? Wenn es schon eine Weile her ist, ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, um damit anzufangen. Schnapp Dir einen spannenden Roman, lass Dich von der Geschichte mitreißen und erlebe, wie Dein Gehirn davon profitiert. Denn, wie diese Studie zeigt, bleibt die Wirkung einer guten Geschichte nicht nur in Deinem Kopf, sondern kann auch Dein Leben nachhaltig verändern.
Mir persönlich gefällt ja das Werk von Max Frisch. Einfach sagenhaft. Aber auch Benedikt Wells finde ich super. Was ich hier sehr empfehlen kann, ist “Vom Ende der Einsamkeit”. 😉
Literatur:
- Berns, G. S., Blaine, K., Prietula, M. J., & Pye, B. E. (2013). Short- and long-term effects of a novel on connectivity in the brain. Brain connectivity, 3(6), 590–600. https://doi.org/10.1089/brain.2013.0166
Bilder:
- Foto von L'Odyssée Belle auf Unsplash