Im letzten Artikel haben wir die Herausforderungen der Neujahrsvorsätze beleuchtet und aufgezeigt, wie Selbstmotivierung durch Faktoren wie Fehler, Neugier und Werte helfen kann, Ziele zu erreichen. In Teil 2 wurden die PSI-Theorie von Julius Kuhl und das Rubikon-Modell von Heckhausen und Gollwitzer vorgestellt. Die PSI-Theorie erklärt die Rolle von vier Gehirnsystemen bei der Zielerreichung, während das Rubikon-Modell die vier Phasen der Zielumsetzung – Abwägen, Entscheidung, Zielverfolgung und Abschluss – beschreibt. Beide Ansätze zeigen, wie Disziplin und strategisches Denken Vorsätze erfolgreich machen. Im folgenden Artikel schauen wir uns konkret an, was in der ersten Phase zu tun wäre, um einem Ziel näher zu kommen und die Motivation zu steigern.

Phase 1: Abwägen

Die erste Phase beschäftigt sich mit der Klärung und Bearbeitung von Zielen. Ziele sollten drei zentrale Eigenschaften haben:

  1. Persönliche Relevanz: Ein Ziel sollte aus eigenem Antrieb kommen und uns persönlich wichtig sein. Leider zeigt die Realität oft eine Diskrepanz zwischen diesen beiden Punkten. Ziele, die von anderen vorgegeben wurden, können langfristig die Motivation mindern.
  2. Klarheit: Ziele sollten so konkret wie möglich formuliert werden, um greifbar und erreichbar zu sein.

Regel 1: Das Ziel attraktiver machen

Attraktive Ziele steigern die Motivation. Um ein Ziel attraktiv zu gestalten, hilft es, den größeren Kontext zu betrachten. Beispielsweise hat ein Umzug in eine neue Stadt weitreichende Konsequenzen für den Freundeskreis, kulturelle Möglichkeiten, Berufsaussichten und Freizeitgestaltungen. Die Attraktivität eines Ziels hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Wert der Belohnung: Welche Vorteile bringt die Zielerreichung?
  • Erfolgswahrscheinlichkeit: Wie realistisch ist das Ziel?
  • Persönliche Werte und Bedürfnisse: Passt das Ziel zu meinen Überzeugungen?

Ein komplexes Ziel sollte in kleine, erreichbare Schritte unterteilt werden. Dies erleichtert die Umsetzung und fördert das Selbstvertrauen. Ein schweres Ziel bietet auch die Chance, zu lernen und zu wachsen. Übertriebene Einfachheit hingegen trägt selten zum persönlichen Wachstum bei. Ziele sollten herausfordernd, aber erreichbar sein.

Regel 2: Intrinsische Bedürfnisse aktivieren

Intrinsische Motivation entsteht, wenn wir etwas aus Freude, Interesse oder innerem Antrieb tun. Im Gegensatz dazu basiert extrinsische Motivation auf äußeren Anreizen wie Geld oder Anerkennung. Forschung zeigt, dass extrinsische Anreize die innere Beteiligung reduzieren können.

Das Extensionsgedächtnis, das unsere Erfahrungen, Gedanken und Gefühle speichert, wird durch intrinsische Motivation besonders gut aktiviert. Ein Zustand der Selbstbestimmung, in dem innere Wünsche und äußere Umstände im Einklang stehen, führt zu höherem Wohlbefinden und gesteigerter Kreativität.

Regel 3: Persönliche Ziele setzen

Persönliche Ziele zeichnen sich durch eine hohe subjektive Relevanz aus. Sie spiegeln unsere Werte und Bedürfnisse wider und haben eine enge Verbindung zu unserem Selbstbild.

Ein stärkeres Wohlbefinden entsteht, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  • Entschlossenheit: Klare Zielorientierung.
  • Realisierbarkeitserwartung: Vertrauen in die Umsetzbarkeit.
  • Fortschritte: Sichtbare Erfolge bei der Zielverfolgung.

Es ist wichtig, zwischen Selbstbestimmung und Fremdbestimmung zu unterscheiden. Wahre persönliche Ziele basieren auf der inneren Stimme und nicht auf äußeren Erwartungen.

Regel 4: Ziele visualisieren

Bilder sind ein kraftvolles Werkzeug, um die Zielerreichung zu unterstützen. Visualisierungen geben Orientierung und motivieren. Erfolgreiche Menschen wie Oprah Winfrey betonen die Bedeutung starker mentaler Bilder, um das Leben aktiv zu gestalten.

Eine effektive Visualisierung sollte alle Sinne einbeziehen: Was würdest du sehen, hören, riechen oder fühlen, wenn du dein Ziel erreicht hast? Dieser Prozess aktiviert das Extensionsgedächtnis und steigert die Wachsamkeit und Zielorientierung.

Phase 1 zusammengefasst

  • Regel 1: Gestalte das Ziel attraktiv, zerlege es in Schritte und verbinde es mit deinen Werten.
  • Regel 2: Aktiviere intrinsische Bedürfnisse und steigere deine Kompetenz.
  • Regel 3: Verfolge persönliche Ziele, die dein Selbstbild stärken.
  • Regel 4: Nutze Visualisierungen, um das Ziel vor Augen zu halten.

Die erste Phase des Rubikon-Modells bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Zielverfolgung. Im nächsten Artikel gehen wir auf die nächsten Schritte ein und zeigen, wie du deine Vorsätze konsequent umsetzen kannst.

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