Stell dir mal vor, du lernst das Springen nicht nur als athletische Leistung, sondern als eine Möglichkeit, deine Körperwahrnehmung, Bewegungskoordination und Achtsamkeit zu schärfen. Im klassischen Weitsprung geht es um Geschwindigkeit, Distanz und Kraft. Doch wie wäre es, wenn wir den Fokus von Leistung auf Präzision und Eleganz verschieben – eine Herangehensweise, die dich nicht nur sicher landen lässt, sondern auch deine Körperbewusstheit vertieft?
Feldenkrais sagte einst, das Unmögliche möglich machen, das Mögliche leicht machen und das Leichte elegant machen. Ich denke, Feldenkrais und Parkour sind zwei Dinge, die sehr gut zusammen passen. In Seattle hatte ich einen Kollegen in der Ausbildung, sein Name war Seth. Wir übten zusammen auf dem Parkplatz Präzisionssprünge. War das der Hammer!!!
Präzisionsspringen beim Parkour
In der Welt des Parkours ist das sogenannte "Präzisionsspringen" zentral. Hierbei geht es darum, kontrolliert und zielgenau zu landen, unabhängig von der Höhe oder Beschaffenheit des Untergrunds. Mit einem Ansatz aus der Feldenkrais-Methode können wir dieses Konzept erweitern und dich dazu einladen, spielerisch neue Bewegungsräume zu entdecken. Wie könnte dies aussehen?
Schrittweise Annäherung: Feldenkrais-inspirierte Übungen
- Lande mit Achtsamkeit:
Beginne auf einer ebenen Fläche. Wähle eine imaginäre Linie oder einen markierten Bereich als Ziel. Springe nach vorne und lande auf den Ballen deiner Füße, ohne dass deine Fersen aufschlagen. Spüre, wie du den Boden berührst, und achte darauf, möglichst geräuschlos und geschmeidig zu landen.
Feldenkrais-Tipp: Spüre nach dem Sprung nach. Wie fühlt sich dein ganzer Körper an? Sind deine Schultern entspannt? Wie verteilst du dein Gewicht? - Langsame Exploration:
Arbeite mit kleinen, sanften Sprüngen und variiere die Ausgangsposition. Beginne im Stehen, springe dann aus einer halben Kniebeuge oder mit einem leichten Armschwung. Experimentiere mit unterschiedlichen Distanzen, aber bleibe immer in einem Bereich, in dem du dich sicher fühlst.
Feldenkrais-Tipp: Beobachte, wie du deine Energie lenkst. Welche Muskeln spannen sich an? Kannst du weniger Kraft aufwenden und dennoch präzise landen? - Integration von Variationen:
Springe nicht nur nach vorne, sondern auch seitwärts oder schräg. Wähle verschiedene Oberflächen wie Bordsteine, Treppen oder stabile Baumstämme. Dabei kannst du die Höhe und Entfernung schrittweise steigern, während du dich darauf konzentrierst, wie sich die Bewegung auf deinen gesamten Körper auswirkt.
Feldenkrais-Tipp: Nutze die Pause nach jeder Landung, um deine Haltung zu spüren. Wo befindet sich dein Schwerpunkt? Wie reagiert deine Atmung?
Präzision durch feine Bewegungsanpassungen
In der Feldenkrais-Methode steht das bewusste Wahrnehmen kleiner Unterschiede im Vordergrund. Wenn du beispielsweise bei einem Sprung deine Zehen leicht nach vorne streckst oder deine Knie beim Landen bewusst flexibler hältst, kannst du die Landung sanfter gestalten. Solche subtilen Anpassungen fördern nicht nur die Bewegungsökonomie, sondern auch deine Fähigkeit, dich sicher und kreativ durch die Welt zu bewegen.
Übertrag ins tägliche Leben
Durch das Training von präzisem Springen entwickelst du nicht nur eine neue körperliche Fertigkeit, sondern auch eine innere Sicherheit, dich in verschiedenen Umgebungen achtsam zu bewegen. Das Zusammenspiel von Bewegung, Atmung und Achtsamkeit ist essenziell, um sowohl physisch als auch mental flexibel zu bleiben – eine Fähigkeit, die weit über das Springen hinausreicht.
Und, hast du jetzt gerade Lust bekommen zu springen??? Na dann mal los 😉
Bilder:
- Foto von Etienne Boulanger auf Unsplash