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Feldenkrais – Die Methode für Neuroplastizität

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Die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, sich selbst zu reorganisieren, anzupassen und zu heilen – bekannt als Neuroplastizität – ist eine der faszinierendsten Entdeckungen der modernen Neurowissenschaft. Dr. Norman Doidge, renommierter Psychiater, Psychoanalytiker und Autor, hat mit seinen Arbeiten über die Plastizität des Gehirns viele revolutionäre Erkenntnisse popularisiert. Seine Forschung zeigt, wie das Gehirn durch Gedanken, Erlebnisse und gezielte Übungen geformt werden kann. Doch wie genau kann diese bemerkenswerte Eigenschaft genutzt werden, um die Lebensqualität zu verbessern? Die Antwort liegt in der Feldenkrais-Methode.

Warum Neuroplastizität unser Verständnis von Heilung revolutioniert

Dr. Doidges Forschung hebt hervor, dass das Gehirn ein dynamisches und anpassungsfähiges Organ ist. Es kann durch gezielte Stimulation nicht nur neue neuronale Verbindungen aufbauen, sondern auch verlorene Funktionen kompensieren. Beispiele wie das Wiedererlangen von Gleichgewicht oder die Wiederherstellung kognitiver Fähigkeiten zeigen, wie Neuroplastizität gezielt aktiviert werden kann. Eine entscheidende Rolle dabei spielen Bewegung und Bewusstheit – die Kernelemente der Feldenkrais-Methode.

Was ist die Feldenkrais-Methode?

Die Feldenkrais-Methode ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Bewegung, Denken, Gefühle und Empfindungen miteinander verknüpft. Sie basiert auf der Idee, dass der Geist die Funktionsweise des Gehirns programmiert und somit auch Bewegungsmuster ändern kann. Moshe Feldenkrais, der Begründer der Methode, erkannte, dass kleine, bewusste Bewegungen das Gehirn stimulieren und neue neuronale Verbindungen schaffen können.

Die Methode arbeitet mit minimaler Anstrengung, langsamen Bewegungen und bewusster Wahrnehmung. Ziel ist es, eingefahrene Bewegungsgewohnheiten zu erkennen und durch effizientere, angenehmere Alternativen zu ersetzen. Dabei wird Neuroplastizität genutzt, um Veränderungen nachhaltig im Gehirn zu verankern.

Wie Feldenkrais Neuroplastizität fördert

Bewusstheit durch Bewegung: Laut Dr. Doidge ist Bewusstheit der Schlüssel zur Verbesserung von Bewegungen. Feldenkrais-Übungen fordern dazu auf, Bewegungen bewusst wahrzunehmen und kleinste Unterschiede zu spüren. Diese Differenzierung stimuliert die Gehirnkarten, die für Bewegungssteuerung verantwortlich sind, und führt zu nachhaltigen Verbesserungen.

Langsamkeit als Basis für Lernen: Die Methode betont langsame Bewegungen, um dem Gehirn Zeit zu geben, neue Muster zu erkennen und zu integrieren. Wie Dr. Doidge schreibt: "Wer zu schnell springt, kann vorher nicht schauen.” Langsamkeit erhöht die Wahrnehmung und verstärkt den Lerneffekt.

Fehler als Chance: In der Feldenkrais-Methode sind Fehler keine Hindernisse, sondern wertvolle Lernmomente. Durch Experimentieren mit unterschiedlichen Bewegungsvariationen entstehen neue neuronale Verbindungen, die zu innovativen Lösungen führen.

Minimale Anstrengung, maximale Wirkung: Je weniger Kraft eingesetzt wird, desto mehr können subtile Unterschiede wahrgenommen werden. Diese Sensibilität erlaubt es dem Gehirn, effizientere Bewegungsmuster zu entwickeln.

Integration von Körper und Geist: Die Methode verbindet motorische Bewegungen mit Gedanken, Gefühlen und Empfindungen. Jede noch so kleine Bewegung beeinflusst den gesamten Körper – und das Gehirn. Diese holistische Herangehensweise fördert nicht nur die Bewegungsfähigkeit, sondern auch das emotionale und mentale Wohlbefinden.

Bewegungsprobleme neu denken: Viele Bewegungsprobleme und die damit verbundenen Schmerzen resultieren nicht aus strukturellen Abnormalitäten, sondern aus erlernten Gewohnheiten. Die Feldenkrais-Methode zeigt, dass diese Gewohnheiten durch achtsames Verändern verbessert werden können. Oft geht es nicht darum, den Körper zu „reparieren“, sondern darum, neue, effizientere Bewegungsmuster zu erlernen.

Fazit: Feldenkrais und die Zukunft der Neuroplastizität

Die Feldenkrais-Methode ist weit mehr als ein Ansatz zur Bewegungsverbesserung – sie ist eine Einladung, das Potenzial der Neuroplastizität zu entfalten. Durch bewusste Bewegung, minimalen Kraftaufwand und die Akzeptanz von Fehlern als Lernchance zeigt sie, wie wir unser Gehirn und unseren Körper neu programmieren können. In einer Welt, die zunehmend die Bedeutung von ganzheitlicher Heilung erkennt, bietet Feldenkrais eine einzigartige und wirkungsvolle Möglichkeit, sich mit sich selbst und der eigenen Bewegungsfähigkeit neu zu verbinden. Die Verbindung von Wissenschaft und Praxis macht Feldenkrais zur Methode der Wahl für alle, die ihr Leben durch Neuroplastizität bereichern und gestalten wollen.

Literatur:

  • Doidge, Norman (2016). The Brain's Way of Healing: Stories of Remarkable Recoveries and Discoveries. London: Penguin
  • Doidge, Norman (2008). The Brain That Changes Itself: Stories of Personal Triumph from the Frontiers of Brain Science. London: Penguin

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