Das Leben. Ein Geschenk. Ein großartiges. Was machst du daraus? Ja genau. Du! Das Leben besteht aus Entscheidungen und diese haben Konsequenzen. Entscheidungen fallen nicht einfach vom Himmel. Manche passieren unterbewusst, tagtäglich. Doch um die drehen sich meine Gedanken nicht. Es sind die bewussten Entscheidungen. Und die kommen mit gewissen Dingen:

  1. Wissen bzw. Selbsterkenntnis —> Wenn ich nicht weiß, wer ich bin, woher will ich wissen, wohin ich gehen soll und wie ich dahin komme? Erkenntnis ist der erste Schritt. Er gibt die Richtung, ein Ziel.
  2. Organisation oder TOM (Timing, Organisation und Manipulation) —> Zur richtigen Zeit, richtig organisiert, das richtige tun. Das ist richtungsweisend.
  3. Soziale Unterstützung bzw. jemand, der es wirklich besser weiß und auch kann —> Keiner von uns ist ein Solipsist. Ich auch nicht. Wir sind Menschen und wir alle gehen Wege zusammen und alleine deswegen gehen wir weiter als alle anderen, die Wege alleine gehen.

Einspruch, Euer Ehren. Ich habe da gewisse Einwände. Wenn ich nicht weiß, was ich will, dann wird es schwer, irgendwo anzukommen. Ist das so? Weiß ein Mensch immer und überall, wer er ist, zu 100 %? Das war ganz klar eine rhetorische Frage. Mir ist bis jetzt kein Mensch begegnet, auf dem dies zutrifft. Aber ja, vielleicht kennst du ja einen, dann bitte stelle ihn mir unbedingt vor. Ich habe viele Fragen. Der zweite Einspruch gilt dem, “zur richtigen Zeit, richtig organisiert, das richtige tun”. Hmm, woher will ein Mensch wissen, wann die richtige Zeit gekommen ist, und woher, was das richtige zu tun wäre? Auch hier denke ich, den Menschen möchte ich mal wirklich kennen lernen. Wenn du ihn kennst, bitte um Kontakt. 

Leben das leben will, inmitten von Leben

Ok, jetzt rudere ich wieder ein wenig zurück. Selbsterkenntnis ist wichtig, doch nicht das Wichtigste, gute Organisation ist wichtig, gerade in der Feldenkrais Welt, doch nicht das Wichtigste, soziale Unterstützung ist in der Tat sehr wichtig, doch auch hier, nicht das Wichtigste. Ok, und was ist denn jetzt das Wichtigste? Das ist eine gute Frage. Dami Charf (2020) schrieb in ihrem Buch, noch vor dem Inhaltsverzeichnis, folgenden Satz von Albert Schweitzer, “Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will”. Ich denke, das bringt es ziemlich gut auf den Punkt. Ok, ist das nun das Wichtigste? Für mich ist es sehr wichtig. Doch die Frage ist, wie siehst du das?

Mal eine ganz andere Frage. Bist du im Moment unglücklich? Jetzt mögen Menschen einbringen, du atmest doch noch, oder? Du hast etwas zu essen und eventuell ein Dach über den Kopf. Oder? Jetzt wäre es wirklich angebracht den Mund zu halten. Doch so einfach ist es dann leider doch nicht. Manchmal sind gewisse Grundbedürfnisse erfüllt, doch andere wiederum nicht. Das Bedürfnis nach Liebe, nach Anerkennung, nach sozialen Eingebundensein, nach Selbstaktualisierung, nach Selbstverwirklichung, nach Autonomie, nach Wirksamkeit, nach Leichtigkeit. Ich mache einen Punkt, weil ich denke, dass du weißt, dass das Leben aus viel mehr als nur essen, trinken, schlafen und atmen besteht.

Change it, love it, or leave it

Hast du schon mal darüber nachgedacht, etwas zu ändern, wenn dich etwas unglücklich macht? Eine Entscheidung zu treffen? “Change it, love it, or leave it”, lautet ein sehr bekanntes Zitat. Entweder ändere die Situation, liebe die Situation, so wie sie nun mal ist, oder verlasse die Situation. Das ist Verantwortung. Das ist Antworten gegenüber dem Leben, gegenüber Dir. Diese Antwort ist eine Entscheidung und zwar deine ganz eigene, worauf du unglaublich stolz sein darfst. Ja, wirklich, klopfe dir gerne dabei auf die Schulter und lobe dich dafür. 

Viele Entscheidungen haben auch mit dem Umfeld zu tun, ergo, die Menschen, mit denen ich mich umgebe. Man sagt da draußen, wenn du dich mit Verlierern umgibst, wirst du auch ein Verlierer. Halt! Was ist denn ein Verlierer? Jemand der gesellschaftlich nicht erfolgreich ist, jemand der keine Reputation hat, jemand der kein großes Haus und Auto hat. Was heißt denn wirklich erfolgreich sein? Stimmt es denn wirklich, dieser Satz? Ich möchte ihn Glaubenssatz nennen, denn was ich glaube, bestimmt zu einem sehr großen Teil, was ich auch bekomme. Warum? Weil ich das dann auch ausstrahle und wir sind als Säugetiere auch resonanzfähige Wesen, d.h. die Spiegelneurone stellen eine Verbindung mit anderen her, oder eben auch nicht. Vielleicht hast du dies schon einmal bemerkt. Du läuft leichtfüßig mit guter Laune, einem Grinsen im Gesicht, pfeifend, durch die Gegend und Menschen reagieren plötzlich komplett anders auf dich. Warum? Tja, warum ist dies wohl so, probiere es aus und finde eine Antwort. Deine Antwort. Noch mal, Verlierer und Gewinner, sind Konstrukte unseres Verstandes, welcher einen Maßstab im Außen anlegt und sagt, der Mensch, der dies und dies schafft beziehungsweise hat, ist erfolgreich, also ein Gewinner. In der Leistungsgesellschaft mag dies bestimmt zutreffen, oder vielleicht auch nicht. Nicht jeder, der sich sprichwörtlich den Hintern aufreißt, ist auch gesellschaftlich erfolgreich. Was ist mit einer Krankenschwester, welche im Drei-Schicht-Betrieb mehr als 40 Stunden die Woche arbeitet? Was mit einem Menschen, welcher täglich die Mülltonnen wegbringt, was mit Taxifahrern, welche manchmal 7 Tage die Woche arbeiten. Stellen diese Menschen die Prototypen des Erfolgs dar? Wahrscheinlich nicht. Doch sie sind wichtig, das sind sie ausnahmslos. 

Der Chor, die Innenstehenden und Außenstehenden

Jetzt gibt es einen weiteren Satz, welcher mit Entscheidung und Konsequenzen zu tun hat. Rede nicht mit Menschen, die von deiner Thematik nichts verstehen. Das hörte ich bis jetzt sehr oft. Damit will gemeint sein, nur mit den Menschen zu sprechen, welche deiner Meinung sind. Ist das realistisch? Ja. Ist es sinnvoll? Das kommt darauf an, ob du nur noch mit Eingeweihten sprechen möchtest. Einen ganz anderen Geschmack bekommt diese Aussage natürlich dann, wenn in deiner Entwicklungsgeschichte traumatische Erfahrungen der Fall waren. Hier macht es durchaus Sinn, sich die Menschen vorher anzusehen und reinzuspüren, welchen du dein Inneres anvertraust. Da ist es wirklich ratsam, vielleicht nicht mit jedem darüber zu sprechen, sondern ganz genau zu selektieren. 

Was allerdings schon Sinn macht, ist folgendes. Treffe gerne die Entscheidung, anderen Menschen nicht mehr deine Welt zu erklären und dich dadurch rechtzufertigen. Es kostet unnötig Kraft, die für was anderes nützlicher einsetzbar ist, und es bringt am Ende auch noch emotionalen Stress mit sich. Ich erinnere dich noch mal an den Satz von Schweitzer, Leben, das leben will, inmitten von Leben. Ich denke, der Satz steht für sich und bedarf keiner Erklärung und Rechtfertigung mehr. 

In den USA hörte ich öfters folgenden Satz, “do not preach to the choir.” Und, “do not preach to others”. Die verstehen es sowieso nicht. Investiere deine Zeit in die Verwirklichung deiner Träume, in die Verwirklichung deiner Selbst. Hmm, auch hier hinkt es zum Teil. Woher will ich denn wissen, was die anderen wirklich wissen, egal ob “choir” oder “Nicht-choir”. Ich kann es letztlich nicht wissen. Das Ding mit dem Verwirklichen der Träume findet sich auch bei Hermann Hesse, welcher in seinen Texten anklingen lässt, seine Träume zu verwirklichen, um wirklich zu leben. Das ist schon spannend. Ich lese gerade ein neues Buch, das neuere von Leander Greitemann (2023), in dem Leander viele Beispiele bringt, wie Menschen sich sprichwörtlich ins Hamsterrad katapultieren und dann irgendwann kippen, also krank und unglücklich werden, da das Verfolgen von gewissen Träumen so viel Stress mit sich bringt, welcher dann letztlich das ganze Vorhaben zum Scheitern bringt. Nach Leander ist die Thematik schief, da die Fokussierung auf das Ziel gelegt wird und nicht auf die Handlung selbst, oder den Prozess. Das Ziel außen vor zu lassen, sich ganz und gar im Hier und Jetzt, ohne Wertung, mit voller Präsenz dem Prozess hinzugeben, das wäre eine Annäherung. So sagte dies bereits Jon Kabat-Zinn (2013), Begründer der Methode MBSR (mindful based stress reduction; auf deutsch: achtsame Stressreduktion).

Be aware about your vision
Make it to your mission
Everything else is an illusion
And will lead to great confusion

Gehen wir die Sache mal smart an

Ein Wunsch ist noch kein Ziel. Ein Wunsch ist der Vater des Gedankens. Der Gedanke materialisiert sich und wird zur Handlung. Diese, immer wieder ausgeführt führt zur Gewohnheit. Darum geht es. Gewohnheiten etablieren. Doch bevor das geschieht, braucht es ein Ziel. Breathe, Move, Believe ist kein Ziel. Es gleicht eher einer Lebensphilosophie. Ein Ziel ist gekennzeichnet durch 5 Faktoren, die smart sind. Zudem sollten Ziele schriftlich fixiert und positiv formuliert werden. 

S = spezifisch
M = messbar
A = akzeptiert
R = realistisch
T = terminierbar

Diese Ziele mögen sehr hilfreich sein, wenn ich etwas in meinen Alltag integrieren möchte, z.B. jeden Tag nach dem Aufstehen für 10 Minuten meditieren und zwar von 6 Uhr bis 6:10 Uhr. Nach der Meditation lege ich die Hand auf meinen Brustkorb und spreche laut das Wort Danke aus. Das wäre ein tolles Ziel, mit SMART formuliert.

Neben SMART gibt es noch Motto

Jetzt gibt es aber noch andere Ziele, genannt Motto-Ziele. Es sind eher "persönlich gebildete Metaphern, die eine gewünschte innere Haltung beschreiben (z. B. „Mit Bärenruhe gehe ich meinen Weg“). Sie stellen das Verhalten von Personen unter ein Motto, welches sich auf die Art und Weise der Zielverfolgung bezieht” (Dyllick, Weber & Storch, 2020). Diese Verantwortungsübernahme für die eigene innere Haltung, scheint mir doch ein geeigneter Weg hin zu mehr Gleichmut, Demut und Gelassenheit zu sein.

Jean Paul Sarte (2012) sprach einst von der radikalen Verantwortungsübernahme. Warum tat er das? Der Mensch ist laut ihm zur Freiheit verurteilt, zum permanenten Entscheidungen zwischen Alternativen. Pierre Janet (Rießbeck, 2021) sprach von “la Force” und “la Tension”. Das Erstere ist eine Kraft, aber auch ein Initialimpuls, eine Aufrechterhaltung. Das Zweite ist eine Organisationsprinzip, eine Richtungsgabe. Habe ich zu viel von “la Force” und zu wenig von “la Tension”, so wird es reflexhaft, impulsiv. Ist es umgekehrt, so bleibe ich im Nichtstun stecken, in der Rumination, in der Prokrastination. Es bedarf eines Gleichgewichts zwischen den beiden. Jetzt ist das Leben komplex. Der Mensch ist ein komplexes Wesen. Beides zusammen und es wird noch komplexer. Es bedarf der Komplexitätssensibilität. Doch auch bedarf es der Reduktion, sonst könnte die Sensibilität in der Starre führen. Daher:

Reduktion ist Simplifikation der Komplexität
zur Ermöglichung der Exploration des Essentiellen

Das setzt leider auch ein Erkennen voraus. Das Erkennen setzt eine Beobachtung voraus. Die Beobachtung setzt Ruhe voraus. Ruhe entsteht leichter in der Reduktion von Komplexität. In dieser nähere ich mich an. Wenn ich mir näher komme, lerne ich kleine Unterschiede wahrzunehmen, kleine Schritte zu gehen, die sehr großes bewirken. Wenn ich mich also erkenne und dabei atme, bei mir bleibe, mich aushalte, und lerne, dass mich auch aushalten kann, so lerne ich immer mehr bei mir bleiben zu können und immer mehr zu erkennen. Dieses Erkannte darf nun bei mir bleiben, ich erkenne es an, mir zugehörig. Es gehört zu mir und höre darauf.

Das Leben ist also ein Geschenk. Was machst du nun daraus? Entscheidungen kommen und gehen und mit ihnen kommen die Konsequenzen. Auch diese kommen und gehen. Nichts fällt einfach so vom Himmel, außer ein Regentropfen. Hast du Angst vor Regentropfen?

Solange ich atme, bewege ich mich weiter.
Solange ich mich weiter bewege, darf sich Liebe entwickeln.
Solange sich Liebe entwickeln darf, lebe ich.

Literatur:

  • Charf, Dami (2020). Die 3 Quellen echten Lebensglücks. München: Gräfe und Unzer 
  • Dyllick, Thomas H.; Weber, Julia; Storch, Maja (2020). Motto-Ziele – ein neuer Zieltyp für das Unbewusste. systhema 3/2020, 34. Jahrgang, Seite 263-275
  • Kabat-Zinn, Jon (2013). Full Catastrophe Living: Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain, and Illness. New York City: Bantam Books
  • Rießbeck, Helmut (2021). Existentielle Perspektiven in der Psychotraumatologie. Kernfragen des Daseins in der therapeutischen Praxis. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag
  • Sarte, Jean-Paul (2012). Der Existentialismus ist ein Humanismus. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag

Bilder:

  • Das Bild ist in der Nähe von Seattle entstanden. Wir waren wandern. Es war unglaublich schön. So schön, dass ich unbedingt ein Bild machen wollte, um diesen Ausblick festzuhalten. Dieser Ausblick gibt etwas zurück. Vielleicht ist es Ruhe und Gelassenheit, mit der dann eine Entscheidung VIEL LEICHTER fällt.