Am 10. November 2017 erschien ein Artikel “Hohe Gesundheitskosten sind nicht nur Verschwendung” in der Zeitung “die Welt”, geschrieben von Dorothea Siems. 

“Die Deutschen leisten sich eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt – und leben dennoch nicht länger als die Menschen in anderen Industrieländern. Die Wirtschaftsforscher der OECD sehen deshalb erhebliches Potenzial für Qualitätsverbesserungen und Einsparungen. Von Überversorgung, aber auch von Fehlversorgung ist die Rede.

Patienten erhalten hierzulande häufiger als in anderen Staaten ein künstliches Knie oder eine neue Hüfte. Und vor allem die hohe Zahl der Arztbesuche sticht im internationalen Vergleich heraus. Das Urteil liegt nahe: Hier schafft sich ein übergroßes Angebot an Praxen und Kliniken die Nachfrage.

Doch gibt es einige gute Gründe, warum sich die Deutschen ihre Gesundheit so viel kosten lassen. So gilt in wenigen Ländern die freie Arztwahl, wie man sie hierzulande gewöhnt ist. Es praktizieren nicht nur Hausärzte, sondern auch niedergelassene Spezialisten, und Patienten können sich jederzeit eine Zweitmeinung einholen, wenn sie an einer Therapie zweifeln.

Mehr künstliche Gelenke können zudem durchaus ein Zeichen für eine besonders hochwertige Versorgung sein. Schließlich gibt es Länder, wo alten Menschen wegen der Kosten keine neuen Hüften mehr verordnet werden. Derartige Sparsamkeit hat zwar nicht unbedingt Auswirkungen auf die Lebenserwartung des Patienten, aber mit Sicherheit auf seine Lebensqualität.

Das Gleiche gilt für das im internationalen Vergleich üppig ausgestattete Kliniknetz. Viele Kommunen leisten sich Krankenhäuser, weil die Bevölkerung auch in ländlichen Regionen nicht ewig weite Wege in Kauf nehmen will. Auch das hat seinen Preis.

In Deutschland leben mehr alte Menschen als in fast allen anderen Ländern der Welt. Das treibt die Kosten. Hinzu kommt, dass besonders viele Bundesbürger einen ungesunden Lebensstil pflegen. Der Anteil der Raucher und Fettleibigen liegt deutlich über dem Durchschnitt, und auch der Alkoholkonsum ist übermäßig.

Die Folgeschäden dieses Verhaltens trägt – anders als in vielen anderen Staaten – bei uns die Solidargemeinschaft. Denn die Zuzahlungen zu den medizinischen Leistungen sind vergleichsweise sehr gering.

Auch wenn die Deutschen unter dem Strich für das viele Geld eine gute Gesundheitsversorgung bekommen, gibt es Reformbedarf. Denn die Alterung zwingt zu Einsparungen. Eine bessere Prävention, die schon im Kindesalter ansetzen muss, ist geboten.

Auch muss der Wettbewerb zwischen den Leistungserbringern, aber auch zwischen den Krankenkassen intensiviert werden. Damit die Patienten hierzulande auch in Zukunft auf nichts verzichten müssen, ist es unabdingbar, alle Effizienzreserven auszuschöpfen.” (Siems, 2017)

Das ist ja mal ein interessanter Artikel. Deutschland, als das Land mit dem teuersten Gesundheitssystem. Gehört es auch zu den besten Gesundheitssystemen auf dieser Welt? Eine sehr komplexe Frage mit einer höchstwahrscheinlich sehr komplexen Antwort. Ich maße mir die allumfassende Kompetenz, diese Frage detailreich beantworten zu können, nicht an. Jedoch traue ich es mir dennoch zu, etwas zu dem Thema Prävention und Körperwahrnehmung zu schreiben. Es steht geschrieben, dass ein neues Gelenk zu einer wesentlichen Qualitätsverbesserung bei einem Individuum beitragen kann. Das streite ich auf keinen Fall ab.

Im ersten Absatz wird geschrieben, dass die Deutschen eines der teuersten Gesundheitssysteme haben, dennoch nicht älter werden, als in anderen Industrieländern. Ist dies wirklich das Thema, nämlich sehr alt zu werden? Ich stelle mal die etwas provokante Frage, was ein Mensch denn tue, sofern er 100 Jahre alt wird, die letzten 40 Jahre jedoch in Schmerz, Leid und Kummer verbringt? Es liegt natürlich am eigenen Fokus, ob man eher auf Quantität oder Qualität schielt. Schielt man eher auf 100 Jahre, so können durch den quantitativen Fokus vielleicht die Schmerzen, die das Alter mit sich bringt in Kauf genommen werden. Um das am Beispiel von Locked-In-Patienten festzumachen, so fanden auch diese Patienten, welche zwar noch Bewusstsein besitzen, jedoch sich weder motorisch noch verbal äußern können, einen Anstieg an Lebensqualität, sofern sie ihren Fokus verschoben haben. Der Fokus lag im folgenden vermehrt auf soziale Interaktionen durch ein Brain-Machine-Interface, ein Maschine, welche es den Angehörigen und Ärzten ermöglicht mit dem Patienten Informationen auszutauschen, anhand von Ja-Nein Äußerungen.

Liegt der Fokus allerdings auf Qualität, so öffnet dies Türen und Tore für das Thema Patientenverfügung. Doch liegt es nicht nahe, sich vorher ein paar Gedanken zu machen über das “wie” ich lebe und “was” ich ändern kann, um mehr Qualität in der Quantität zu generieren? Sind es nicht solche Gedanken, welche erste präventive Gehversuche einleiten. Diese ersten Gehversuche haben unter anderem auch mit dem Gleichgewichtssinn und dem kinesthetischen Sinn zu tun. Beide Sinne geben uns Aufschluss über unseren Körper im dreidimensionalen Raum. Verbessere ich die Funktionsweise dieser Systeme, so verbessere ich die Art und Weise, wie ich mich durch den Raum bewege. Daraus kann man folgendes schließen.

Die Verbesserung der Art und Weise, wie ich mich durch den Raum bewege, kann positive Effekte darauf haben, wie ich meine Gelenke benutze. Dies wiederum könnte dazu führen, sich aufwendige Operationen, bei den ein Hüftgelenk oder Kniegelenk ausgetauscht werden, zu sparen. Wäre es nicht schön, auch noch mit 90 Jahren, die gleichen Gelenke mit ihrer vollen Funktionsbreite zu besitzen? Vielleicht ist dieser Gedanke ein wenig romantisch bzw. illusionär. Korrigiere mich, wenn du anderer Meinung bist. Vielleicht lassen sich durch diese reflektierten Gedanken und der daraus resultierenden Änderung in der Art und Weise, wie ich meinen Körper bewege, die Gesundheitskosten dramatisch senken.

Die Krankenkassen müssten sich eigentlich darüber freuen, denn das Individuum hat nun sein eher passives Denken und vor allem die Abgabe der Verantwortung an einem Arzt, aufgegeben zugunsten einer proaktiveren und nachhaltigeren Vorsorge. Das fängt beim Atmen an, über die Bewegung bis hin zu Werten, Interessen und Bewertungen im Kopfe. All dies zusammen kann als Lernen bezeichnet werden.

“Fortschritt bzw. Verbesserung, und somit eventuell auch Glück, entsteht durch eine konstante und stufenweise Veränderung von Variablen. Diesen Prozess nenne ich Lernen.”

Literatur:

  • Siems, Dorothea (2017, November 10). Hohe Gesundheitskosten sind nicht nur Verschwendung. Die Welt. https://www.welt.de/debatte/kommentare/article170516198/Hohe-Gesundheitskosten-sind-nicht-nur-Verschwendung.html