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Stille – ein Weg zum Kern

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Hey du, willst du mal etwas lustiges lesen? Ja? Hier eine lustig-nachdenkliche Gebrauchsanweisung für das Nichts. Es war einmal … nichts. Kein Klingeln, kein Piepen, kein „Du hast eine neue Nachricht“. Kein Multitasking, kein Verkehrslärm, keine News, keine Push-Benachrichtigung über die Push-Benachrichtigung. Nur Stille. Schön wär’s, oder?

Denn seien wir ehrlich: Die Stille ist heute wie ein Panda im Stadtpark – selten, scheu und umzingelt von Selfiesticks. Dabei ist sie so dringend notwendig wie Kaffee am Montagmorgen – nur gesünder.

In einer Welt, die sich permanent selbst übertönt, ist die Stille zu einem subversiven Akt geworden. Wer still ist, macht sich verdächtig: „Geht’s dir gut?“, wird gefragt. „Du bist so still heute.“ Ja, vielleicht geht’s mir gerade besonders gut, weil ich mal nichts sage. Oder besser noch: nichts höre.

Die Jagd nach dem Lautlosen

Dabei ist Stille nicht neu. Sie hat nicht Elon Musk erfunden. Die Alten kannten sie schon. Buddhisten, Wüstenväter, Jesuiten und andere professionelle Schweiger wussten: Wer die Klappe hält, hört mehr. Und zwar nicht nur die Grillen und den Magen – sondern sich selbst.

Doch heute? Heute musst du Stille suchen wie andere ihre Schlüssel. Und das möglichst ohne gleich ein Achtsamkeitsabo abzuschließen oder einen Bio-Podcast zu starten. Man kann ja auch einfach mal … die Klappe halten. Oder, wie es Goethe feiner ausdrückte: „Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler.“

Die Wissenschaft: Es ist ernst

Falls du zu der Sorte Mensch gehörst, die alles erst glaubt, wenn es von einer Studie bestätigt ist – bitte: Zwei Minuten Stille entspannen stärker als Musik. Zwei Stunden täglich lassen sogar dein Gehirn wachsen (zumindest bei Mäusen – aber hey, die sind schlauer als man denkt). Schlaf ist still besser. Und selbst dein Blutdruck dankt dir, wenn du nicht ständig versuchst, beim Telefonieren gleichzeitig den Abwasch zu machen und dich über die nächste Mail zu ärgern.

Warum Stille so schwer ist

Weil sie uns auf uns selbst zurückwirft. Und – Überraschung – das ist manchmal nicht gerade ein Wohlfühl-Wellnessprogramm. In der Stille hört man nicht nur die Uhr ticken. Man hört auch sich selbst denken. Und das kann ganz schön laut sein.

Deshalb flüchten wir in Lärm. Er lenkt uns ab. Vom Müssen, vom Wollen, vom Nicht-wissen-wer-wir-sind. Kein Wunder also, dass viele erst lernen müssen, die Stille überhaupt auszuhalten. So wie man sich erst an Brokkoli gewöhnen muss – und irgendwann merkt, dass er ganz lecker ist (mit genug Soße).

Stille ist kein Spa – sie ist ein Übungsfeld

Kontemplation, Meditation, Waldspaziergang, Decke über den Kopf – egal wie du’s nennst, Hauptsache du tust es. Stille fällt nicht vom Himmel (außer man hat Noise-Cancelling-Kopfhörer und lebt allein im Leuchtturm).

Aber sie lässt sich finden. Nicht immer, aber immer öfter. Vielleicht morgens vor allen anderen. Oder abends, wenn die Welt müde wird. Oder in einer knarrenden Kapelle mitten in der Stadt, wo keine Reize lauern, sondern nur: du.

Was Stille mit dir macht

Wenn es ganz ruhig ist, höre ich Musik in meinem Kopf. Und manchmal auch nichts. Aber! Stille ist nicht leer. Sie ist ein Raum. Ein Raum, in dem Gedanken wie Schneeflocken durch den Kopf trudeln – unkoordiniert, aber wunderschön. In dem wir anfangen zu sehen statt zu schauen, zu horchen statt zu hören, zu spüren statt nur zu funktionieren. In der Stille wird aus einem „Ich sollte“ ein „Ich bin“.

Und jetzt?

Jetzt wäre ein guter Moment für ein bisschen Stille. Für ein Innehalten. Kein Scrollen, kein Klicken. Einfach mal den Lärm ausknipsen. Denn Stille, das ist nicht nur Abwesenheit von Geräusch – sie ist Präsenz in Reinform. Sie ist die Kunst, sich nicht dauernd abzulenken, sondern endlich anzukommen. Bei sich. Im Jetzt. Im Leben. Es führen verschiedene Wege zur Stille, aber keiner führt an mir selbst vorbei.

Stille to go – ein paar Anwendungsbeispiele

  • Im Bett: Ja, schlafen zählt. Wer schläft, sündigt nicht – sondern regeneriert.
  • Im Wald: Bäume reden nicht zurück. Herrlich.
  • Beim Spazieren: Ohne Podcast. Ohne Schrittzähler. Einfach gehen.
  • Beim Warten: Nicht scrollen. Nicht jammern. Nur atmen.
  • Im Gespräch: Stille aushalten zwischen den Sätzen – das ist wahre Kommunikation.

Fazit: Stille ist wie gute Schokolade

Zart, tief, macht glücklich. Aber du musst sie dir gönnen. Sonst verpasst du sie – und damit vielleicht dich selbst. Denn die Wahrheit ist: Die Welt wird nicht stiller. Aber du kannst es werden. Und dann geschieht das größte Wunder. Du hörst dich selbst. Und plötzlich wird alles … klar.

Es gibt zwei Arten von Stille. Die, wenn man allein ist und sich leer fühlt. Und die, wenn man keinen Trubel mehr will. Die mag ich. Genau darum geht’s. Um die zweite. Um die gute Stille. Such sie. Finde sie. Und dann: Bleib mal kurz da. In dir.

Ende. Oder besser: Anfang.

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