Keine Schmerzen mehr haben. Bewegung, so flüssig wie eine Katze. Entspannt wie ein Faultier. Das hört sich schon mal gut an. Was hältst du davon?

“Wünsche sind die beachtlichsten Brückenbauer und die mutigsten Begeher.” Elfriede Hablé

Moshé Feldenkrais sagte einst, seinen Träumen nachzugehen, das im Innen tiefliegende nach Außen zu bringen, seine Wünsche zum Leben erwecken, das ist Gesundheit. Ja, das geht mit mir in Resonanz. Wie ist das bei dir?

Was braucht es dazu? Vielleicht braucht es genau diese Brücke von der Elfriede Hablé spricht. Eine Brücke von jetzigen Zustand hin zu dem Wunsch, etwas tun zu können, was aus dem tiefsten Innersten kommt. Die Brücke als Weg verstehe ich persönlich als Feldenkrais.

Anfang 2014 in Arlington, Virginia wurde ich von jemanden gefragt, ob ich ein “believer” wäre, also ob ich an die Wirksamkeit der Feldenkrais Methode glaube. Ich sagte damals “ja”. Ich sagte ausserdem, das ich wisse, dass die Methode funktioniert. Es ist wie mit dem Zähneputzen. Tue ich es jeden Tag, morgens und abends, oder nur einmal die Woche, wenn ich möchte, das meine Zähne gesund bleiben. So verhält es sich auch mit Feldenkrais. Tue ich es regelmäßig, nehme ich positive Veränderungen in meiner Bewegungsorganisation und auch in mir wahr. Somit muss ich gar nicht daran glauben, sondern ich merke durch die kontinuierliche Wiederholung bzw. Erforschung von Bewegungen eine langsame und stetige Verbesserung. Verbesserung von was genau? Verbesserung der Verbindung hin zu DIR!

Für mich war am Anfang Feldenkrais die Brücke hin zu dem Wunsch, keine Rückenschmerzen mehr zu haben. Diesen Wunsch habe ich mir nun erfüllt. Die Frage, ob ich ein “believer” sei, bringt mich nun zu ganz anderen Gefilden.

Zu sich finden und bei sich sein

Wir werden als menschlicher Organismus geboren. Die ersten Lebensjahre sind ganz der Entwicklung gewidmet, bis zu dem Punkt, an dem wir in den Kindergarten kommen. Da können wir uns dann mit anderen austauschen und motorische Fähigkeiten ausführen, also Objekte manipulieren und uns von A nach B bewegen. Reflektorisch ausgeführte Handlungen sind unserer Gattung Mensch innewohnend. Anders sieht es bei den konditionierten Handlungen aus, welche sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Dies ist abhängig von der individuellen Geschichte. Der dritte Bereich ist allerdings der interessanteste, der Bereich der zyklisch stereotypen Handlung. Hier kommt nämlich der Bereich der Selbsterziehung mit ins Spiel. Der dritte Bereich hilft uns dabei, uns zu finden und bei uns zu bleiben. Es sind diese drei Bereiche (1. natürliche Entwicklung; 2. Erziehung; 3. Selbsterziehung) nach Feldenkrais (1990), welche unser Selbstbild prägen. In anderen Worten bedeutet dies, mir meiner Muster gewahr zu werden, sie intuitiv zu greifen und sie auch verändern zu können. 

Sinnkrise Adieu

Manche Menschen stecken heute in einer Sinnkrise. Sie wissen nicht so recht, wer sie sind und was sie wollen, deswegen ist manchmal hilfreich, eine Maske aufzusetzen und ein fremdes Leben zu führen. Das mag ja auch funktionieren, bis es dann nicht mehr richtig läuft, Depression, Schmerz, Unwohlsein, Burn-Out, Angst, Wut, Kranksein, etc. Wie geht es nun weiter? So weitermachen wie bisher ist nicht wirklich eine Lösung. Es muss sich etwas ändern, denn wenn sich nichts ändert, können wir auch nichts anderes erwarten, als die immer wiederkehrende Gleichheit der Langeweile, des Schmerzes, des Nicht-mehr-Aushalten-Wollens. Wo fangen wir an? Wir fangen bei der Bewegung an und versuchen mit Feldenkrais Bewegungsmuster zu erkennen. Wenn wir dies schaffen, versuchen wir alternative Handlungsweisen, also alternative Bewegungsmuster zu erforschen und zu vergleichen mit unser gewohnten Bewegung. Wir unterbrechen unsere Bewegungen, machen sie zum Thema. Dies funktioniert über die Differenzierung, also das Herausfinden von “was tut sich in der linken Schulter, wenn ich den rechten Fuß so oder so bewege”. Das war natürlich nur ein Beispiel. Jede Feldenkrais Lektion stellt uns vor die Herausforderung, uns jedes mal aufs Neue näher kennenzulernen.

Die vier Elemente einer Handlung

Bei einer Handlung kommen immer vier Elemente zusammen:

  1. die Bewegung
  2. das Gefühl 
  3. die Gedanken 
  4. die Empfindung

Keine von diesen vier Elementen entsteht im luftleeren Raum. Sie erscheinen alle gleichzeitig in einem Raum-Zeit- Kontinuum. Und genau das ist das schöne daran. Es geht nicht um flexible Körper, sondern um flexible Gehirne. Wenn du Feldenkrais machst, dann verbesserst du deine Selbstorganisation. Mit der bewegungsorientierten Selbstorganisation verbessern sich auch Gedanken,- und Gefühlsstrukturen. Einfach so! Denn Gefühle stecken uns regelrecht in den Knochen. Du machst dich selbst zum Thema und startest damit einen Prozess, welcher kein Ende in Sicht hat, denn es gibt immer etwas neues dazu zulernen. Dadurch, dass du dich selbst zum Thema machst, findest du erstens mehr zu dir und zweitens, bist du mehr bei dir.

Es gleicht einer Heldenreise auf körperlicher Ebene.

“Jeder, der seinen Weg geht, ist ein Held. Jeder, der das wirklich tut und lebt, wozu er fähig ist, ist ein Held - und selbst wenn er dabei das Dumme oder Rückständige tut, ist er viel mehr als tausend andere, die von ihren schönen Idealen bloß reden, ohne sich ihnen zu opfern.” (Hesse, 2002, S. 126)

Literatur:

  • Feldenkrais, Moshe (1990). Awareness through movement. San Francisco: Harper Collins Publishers
  • Hesse, Hermann (2002). Eigensinn macht Spaß. Frankfurt am Main: Insel Taschenbuch